Average White Band

Average White Band – Edsel Collection

Die Average White Band sollte jeder, der sich mit Soul, Funk und Rock beschäftigt, kennen. Die durchschnittlich mit Weißen besetzte Band kam aus Schottland, genauer aus Perth. 1966 jammten Alan Gorrie, Roger Ball, Malcolm Duncan, Robbie McIntosh im „The Blue Workshop”. “The Blue Workshop” war ein Treffpunkt von schottischen R&B und Jazz Musikern. Diese Vier zog es 1967 nach London. Zwei andere Schotten, Hamish Stuart und Onnie McIntyre, gingen  einen ähnlichen Weg. Alle kamen bei unterschiedlichen Bands unter, darunter Mogul Trash oder Brian Auger mit seinem Oblivion Express.

Average White BandAnfang der 1970er Jahre, den genauen Zeitpunkt konnte ich nicht erfahren, buchte Alan Gorrie Zeit im Central Studio in der Denmark Street um einige Songs aufzunehmen. Er rief seine Kollegen aus der Zeit des „The Blue Workshop“ an, um ihn zu unterstützen. Onnie McIntyre war mittlerweile auch ein Bekannter von ihm und sollte helfen. Mit dabei war zu der Zeit noch der Trompeter Mike Rosen. Nach einem Tag Probe ging es in das Studio und die ersten Songs wurden aufgenommen. „Reach Out”, “The Jugglers” und “It Didn’t Take Me A Minute” gehörten dazu und sind als Bonusse auf der ersten CD zu hören. Bei den Aufnahmen und den Proben passte alles und die „Average White Band“ war gegründet. Rhythm ‚n‘ Blues mit einem Schuss Jazz sollte die Grundlage sein.

Der Manager Robin Turner nahm sie unter Vertrag. Robin Turner war in der Szene bekannt und hatte Verbindung zu Plattenfirmen wie der Robin Stigwood Organisation oder Island Records. 1972 verschaffte er der Average White Band einige Auftritte, unter anderen beim ersten Lincoln Festival in London. Robin Turner nutzte seine Kontakte mit Island Records und ging mit der Band in die Island‘s Basic Street Studios in Ladbroke Grove.  Hier nahm man vier Demos auf. Bei einer der Session, dem Song „Look Out Now“, übernahm Hamish Stuart den Gesang. Stuart war bis dahin noch kein Mitglied der AWB, wurde es aber danach. Mike Rosen verließ dafür die Band und machte sein eigenes Ding.

Average White Band

Die Bandmitglieder waren 1972 immer noch bei anderen Bands verpflichtet oder verdienten sich als Sessionmusiker ihr Geld. Duncan, Ball, Gorrie, McIntyre und Mike Rosen arbeiteten für Johnny Nash bei dem Album „I Can See Clearly Now“. Gleichzeitig gehörten McIntyre und McIntosh zur Band von Chuck Berry und zwar auf der „London Session“. Robbie McIntosh hatte noch einen Job bei Brian Auger.

Ende 1972 drängte Robin Turner AWB zu mehr Aktivitäten in eigenem Namen. Robin Turner und die Bandmitglieder trafen sich im Haus von Mitch Mitchell. Hier begegneten sie Bruce McCaskill, dem Tourmanager von Eric Clapton und Delaney & Bonnie. McCaskill war nur auf Besuch in London, eigentlich lebte er in Los Angeles. Turner gab ihm die Demobänder, in der Hoffnung auf einen Plattenvertrag. Zurück in Los Angeles hörte sich McCaskill die Bänder an und fand es als eine gute Idee die AWB zu Aufnahmen für das erste Soloalbum „Sweet Bonnie Bramlett“ von Bonnie Bramlett zu engagieren. Angeblich war Bonnie Bramlett die Namensgeberin von „The Average White Band“.  Gorrie streitet das entschieden ab, der Name entstand nach den Aufnahmen der Demos in den Island’s Studios. Auf dem Album von Bonnie Bramlett wurde die AWB nicht genannt. Zum Trost, die andere Begleitband von Frau Bramlett war Little Feat und wurde ebenfalls nicht genannt.

McCaskill war, wie oben geschrieben, Tourmanager von Eric Clapton. Im Januar 1973 gab Eric Clapton mit seinen „Heavy Friends“ zwei Konzerte im Rainbow Theatre in London. Die Bekanntschafft von Robin Turner mit McCaskill und Robert Stigwood verhalf der AWB zu dem Job als Vorgruppe bei diesen Konzerten. Jemand von MCA Records (Music Corporation Of America, Aufkäufer von DECCA) wurde auf die AWB aufmerksam und verpflichtete sie sofort für Plattenaufnahmen. In den R.G- Jones Studios in Wimbledon wurde das erste Album „Show Your Hand“ aufgenommen. MCA hatte wenig Erfahrung mit Soul und R&B. Die Vermarktung muss ziemlich stümperhaft gewesen sein. Eine Band von „Weißen“ und ihre Musik im R&B zu vermarkten, war nicht einfach. Es machte sogar der Begriff „Reverse Racism“ die Runde! MCA nahm, obwohl sich das Album nicht gut verkaufte, weiter Singles mit der AWB auf. Der Verkauf fand durch EMI statt.

Average White BandDie AWB wollte ein weiteres Album aufnehmen, das aber in den USA und zwar in Los Angeles. MCA war einverstanden und übernahm die Kosten für den Flug. Es wurde das Studio von Steve Cropper, das Clover Studio, gemietet. Mit dem Toningenieur Robert Appere nahm man in Eigenproduktion zehn Songs auf. Die Songs sollten poppiger und so besser verkäuflicher werden. Man spielte sie den Bossen von MCA in Los Angeles vor. MCA fand die Songs nicht besonders gut und lehnten sie ab. Die AWB fand die Ablehnung nicht gut und der Vertrag mit MCA wurde aufgelöst.

Atlantic Record war für R&B besser geeignet als MCA. McCaskill kannte Alan Pariser und Alan Pariser kannte Jerry Wexler. Auf einer Party im Haus von Pariser gab McCaskill die Bänder des ersten Albums Jerry Wexler. Der hörte sich die Bänder an und war begeistert. Es musste ein guter Produzent her und das war Arif Mardin. Arif Mardin produzierte bereits Alben für Aretha Franklin, Soloman Burke oder Wilson Pickett. Die Songs der „Clover Sessions“ mussten unter seiner Regie komplett neu aufgenommen werden. Auch die Reihenfolge der Songs war für Arif Mardin wichtig. Die A-Seite der Singles musste harter Soul sein, die B-Seite bitter süß und romantisch.

Average White BandDurch den Wechsel zu Atlantic Records und der Hilfe von Jerry Wexler und Arif Mardin, wurde die AWB langsam zu einer erfolgreichen Band mit etlichen Hits in den Charts, sowohl Billboard als auch R&B.

Das neue Album der AWB, das sogenannte „Weiße Album“, sollte im August und September 1974 durch Auftritte der Band dem Publikum vorgestellt werden. Nach einem dieser Auftritte im Troubador Club in Los Angeles gab es am 23.09.1974 eine von Ken Moss organisierte Party. Auf der Party wurde Heroin verteilt, das mit Strychnin vermischt war. Robbie McIntosh hatte keinerlei Drogenerfahrungen und das endete für ihn tödlich. Schockiert wollte AWB zuerst aufgeben, Arif Mardin überredete sie zum Weitermachen.

Unter seiner Regie, und mit Steve Farrone an den Drums, entstand „Cut The Cake“. Steve Farrone ist ein Farbiger und mit ihm macht der Name der Band „Durchschnittlich Weiß“ endlich Sinn.

Average White BandAufgrund des Erfolgs der AWB veröffentlichte MCA 1975 das erste Album „Show Your Hand“ unter neuem Namen als neues Album! Es wurde in „Put It Where You Want It“ umbenannt und ein paar Songs wurden ausgetauscht. In Wirklichkeit wurde an dem Album „Cut The Cake“ gearbeitet. Das Album widmete die AWB Robbie McIntosh. Der Ersatz, Steve Ferrone, konnte sich schnell integrieren und die ersten Singles mit ihm als Drummer wurden zu Hits. „Cut The Cake“ kam auf Platz 1 der R&B Charts und auf Platz 4 der Pop Charts!

1975 und 1976 wurde die AWB immer mehr zu einer Live Band. Sie feierten Erfolge ob in Hallen oder kleinen Clubs und vor Publikum jeder Hautfarbe! Ende 1975 musste ein neues Album aufgenommen werden. Arif Mardin und Gene Paul sollten es wieder produzieren. Der Titel war „Soul Searching“. Zur Verstärkung wurden für einige der Songs die „Brecker-Brüder“, Randy und Michael, und andere Musiker verpflichtet. Neben einigen Bläsern bestand die Verstärkung in Percussion und Streicher! Der Name „Soul“ im Titel bestand zu Recht. Im Juli 1976 wurde „Soul Searching“ veröffentlicht und kam bis auf Platz 2 in den R&B Charts und Platz 9 bei Pop. Diesmal gab es keine vorab Singleauskoppelung, vielleicht war das der Grund für die etwas schlechtere Platzierung.

Average White BandDie mir vorliegenden Alben von Edsel weichen bei der zweiten DCD von der Reihenfolge der AWB-Veröffentlichungen ab. Wahrscheinlich hätte das nächste Album „Person To Person“ nicht auf die CD gepasst. „Person To Person“ ist ein Live-Album. Aufgenommen wurde in Philadelphia, Cleveland und Pittsburgh Ende 1976 an drei Tagen. Arif Mardin und Gene Paul nahmen die Auftritte mit dem berühmten „Record Plant‘s Mobile“ auf. „Person To Person“ zeigt eine spielfreudige Band und, die AWB war (für mich) eine Live-Band. Man höre sich einmal „Pick Up The Pieces“ in vollen 18:30 Minuten an! „Person To Person“ wurde zu einem Erfolg, auch wenn die Platzierungen in den Charts nur noch knapp für die Top 20 reichten.

Average White BandAuf dem zweiten DCD von Edsel ist das Album der AWB mit Ben E. KingBenny & Us“ zu finden. Die AWB arbeitet im Studio an „Warmer Communication“ als sie von Jerry Greenberg gefragt wurden, ob sie mit Ben E. King nicht eine Single aufnehmen wollen. Ben E. King war ein Idol der AWB und sie sagten sofort zu. Nach zwei Songs war klar, es musste ein Album sein und keine Single!  Arif Mardin und Jerry Greenberg produzierten „Benny & Us“. Die schon an den Aufnahmen zu „Soul Searching“ beteiligten Musiker sind, mitsamt der Streicher, auch auf „Benny & Us“ anzutreffen. Immerhin erreichte das Album wieder eine Platzierung in den Top 10.

Average White BandWie oben geschrieben, war man bei dem Treffen mit Ben E. King gleichzeitig mit den Aufnahmen zu „Warmer Communications“ beschäftigt. Produziert wurde das Ganze wieder von Arif Mardin und auch die bereits bekannte Unterstützung durch die Brecker Brüder und dem gesamten Gebläse des vorigen Albums fehlte nicht. Unter den Musiker tauchen die Namen Tom Malone, bekannt als Tom „Bones“ Malone von den Blues Brothers, und Cornell Dupree auf.

Zwischen Atlantic Records und der AWB kam es zu Diskussionen. Atlantic Records unterstütze zwar den Verkauf von „Warmer Communications“ in den USA, hatte aber kein Interesse an Europa. Nicht zu vergessen, die AWB war eine schottische Band und kam nicht aus den USA! Es wurde ein neuer Vertrieb gesucht und in RCA Victor gefunden. 1979 wurde in Nassau auf den Bahamas „Feel Not Fret“ aufgenommen. Sie wollten es diesmal ohne Arif Mardin versuchen. Gemeinsam mit Gene Paul übernahmen sie selbst die Produktion. Sie standen bei „Feel Not Fret“ und dem folgenden Album „Shine“ noch unter Vertrag bei Atlantic, aber eine vollständige Trennung zeichnete sich ab. Auf vier Songs von „Shine“ erhob Atlantic noch die Ansprüche.

Average White BandClive Davies war bekannt in der Szene und arbeitet für eine Reihe von Plattenfirmen, unter anderen war er der Boss von Columbia Records. Er arbeitet Ende der 1970er Jahre für Arista und nahm die AWB unter Vertrag. „Shine“ wurde zwar noch relativ erfolgreich, aber das Interesse an der AWB ließ langsam nach, auch bei mir.

Edsel fasste die vier Alben von AristaFeel Not Fret“, „Volume VIII“, „Shine“ und „Cupid’s In Fashion“ auf der vierten DCD zusammen.

1982 war vorerst Schluss, es gab 1989 noch eine Reunion und das Album „Aftershock“, aber das konnte mich auch nicht mehr begeistern. Die Geschichte der Average White Band und die Entstehung der Alben bis 1982 kann in den Begleittexten der vier Edsel Ausgaben nachgelesen werden.

 

Die Average White Band:

Alan Gorrie, Hamish Stuart: bass, voc.
Robbie McIntosh: drums
Guitar – Hamish Stuart: guit., guit.
Onnie McIntyre: guit., guit.
Malcolm Duncan: sax
Roger Ball: sax, keyb.
Stephen Ferrone: drums, perc.

Show Your Hand / How Sweet Can You Get / Average White Band:

Show Your Hand / How Sweet Can You Get / Average White Band

CD 1 Average White Band – Show Your Hand:

Average White Band - Show Your Hand

The Jugglers
This World Has Music
Twilight Zone
Put It Where You Want It
Show Your Hand
Back In ’67
Reach Out
TLC

Bonusse:
Reach Out (First Version)
The Jugglers (First Version)
It Didn’t Take Me A Minute
In The Beginning
Look Out Now
Back In ’67 (First Version)
White Water Dreams
How Can You Go Home?

CD 2 – Average White Band – How Sweat Can You Get (The Clover Sessions):

Average White Band - How Sweat Can You Get

Person To Person
Keepin’ It To Myself
There’s Always Someone Waiting
McEwan’s Export
Got The Love
Work To Do
Just Want To Love You Tonight
Pick Up The Pieces
I Just Can’t Give You Up
How Sweet Can You Get? (First Version)

Average White Band – AWB (The White Album):

Average White Band - AWB

You Got It
Got The Love
Pick Up The Pieces
Person To Person
Work To Do
Nothing You Can Do
Just Want To Love You Tonight
Keepin’ It To Myself ( )
I Just Can’t Give You Up
There’s Always Someone Waiting

Cut The Cake / Soul Searching / Benny & Us:

Cut The Cake / Soul Searching / Benny & Us:

CD 1 Average White Band – Cut The Cake

Average White Band - Cut The Cake

Cut The Cake
School Boy Crush
It’s A Mystery
Groovin’ The Night Away
If I Ever Lose This Heaven
Why
High Flyin’ Woman
Cloudy
How Sweet Can You Get?
When They Bring Down The Curtain

Average White Band – Soul Searching Part 1:

Average White Band - Soul Searching

Overture
Love Your Life
I’m The One
A Love Of Your Own
Queen Of My Soul

CD 2 Average White Band – Soul Searching Part 2

Soul Searching
Goin’ Home
Everybody’s Darling
Would You Stay
Sunny Days (Make Me Think Of You)
Digging Deeper (Finale)
Get It Up For Love
Fool For You Anyway
A Star In The Ghetto
The Message
What Is Soul
Someday We’ll All Be Free
Imagine
Keepin’ It To Myself

Average White Band – Person To Person / Warmer Communications

Average White Band - Person To Person / Warmer Communication

 

Disk 1 Average White Band – Person To Person Part 1:

Average White Band - Person To Person

Person to person
Cut the cake
If I ever lose this heaven
Cloudy
T.L.C.
I’m the one
Pick up the pieces

Disk: 2 Average White Band – Person To Person Part 2:

Love your life
School boy crush
I heard it through the grapevine
Walk tall
I’m Gonna Make You Love Me

Average White Band – Warmer Communications:

Average White Band - Warmer Communication

Your love is a miracle
Same feeling, different song
Daddy’s all gone
Big city lights
She’s a dream
Warmer Communications
The price of a dream
Sweet and sour
One Look Over My Shoulder (Is This Really Goodbye)

Average White Band – Feel Not Fret / Volume VIII / Shine / Cupid’s In Fashion:

Average White Band - Feel Not Fret / Volume VIII / Shine / Cupid’s In Fashion

Average White Band – Feel Not Fret:

Average White Band - Feel Not Fret

When Will You Be Mine
Please Don’t Fall In Love
Walk On By
Feel No Fret
Stop The Rain
Atlantic Avenue
Ace Of Hearts
Too Late To Cry
Fire Burning

Average White Band – Volume VIII

Average White Band - Volume VIII

Kiss Me
Love Gives, Love Takes Away
Growing Pains
Love Won’t Get In The Way

Bonus:
Miss Sun

Average White Band – Shine (Part 1):

Average White Band - Shine

 

Our Time Has Come
For You, For Love
Let’s Go Round Again
Whatcha Gonna Do For Me?

Average White Band – Shine (Part 2):

Into The Night
Catch Me (Before I Have To Testify)
Help Is On The Way
If Love Only Lasts For One Night
Shine

Bonus:

Wasn’t I Your Friend
Let’s Go Round Again (12″ Version)

Average White Band – Cupid’s In Fashion

Average White Band - Cupid’s In Fashion

You’re My Number One
Easier Said Than Done
You Wanna Belong
Cupid’s In Fashion
Theatre Of Excess
I Believe
Is It Love That You’re Running From
Reach Out (I’ll Be There)
Isn’t It Strange
Love’s A Heartache

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