Christopher Tidmarsh, mit Künstlernamen Neil Christian, ist Jahrgang 1940. Seine Spuren als Sänger in der Rockgeschichte beschränken sich auf seinen einzigen Hit „That’s Nice“. Damit wäre seine Geschichte als „One-Hit-Wonder“ zu Ende… da gibt es aber noch etwas anderes. Wenn man sich die Namen der Musiker in seiner Begleitband The Crusaders ansieht, dann muss da noch mehr sein.
Christopher Tidmarsh war Fahrer bei der Rock ‚n‘ Roll Band von Red E. Lewis den Redcaps. Ende 1960 hörte er einem Gitarristen zu, der in einer Amateurband spielte. Der Junge war erst 15 Jahre alt. Seine Idee war es, den Jungen bei den Redcaps unterzubringen. Er überredete den Vater des Jungen ihn für 15 Pfund bei den Redcaps spielen zu lassen. Unter der Bedingung, dass Christopher Tidmarsh ihn nach den Auftritten persönlich ins Elternhaus zurückbringt, war er einverstanden.
Die Redcaps coverten vorwiegend Songs von Gene Vincent. Nach einer Weile hatte der Junge keine Lust mehr und wollte eine Veränderung. Er überredete Christopher Tidmarsh selber zu singen und eine Band zu gründen. Der Junge, von dem die Rede ist, war Jimmy Page. Der Band schlossen sich die beiden Redcaps Jimmy „Tornado“ Evans und Jimmy „Jumbo“ Spicer an. Christopher Tidmarsh änderte seinen Namen und die neue Band Neil Christian & The Crusaders war geboren (der Name des Großvaters von Neil Christian war „Fletcher Christian“).
Die Band hatte etliche Auftritte und machte ausgiebige Touren durch das Königreich. Der junge Jimmy Page vertrug das nicht und wurde im Juni 1962 krank. Er wollte aussteigen und es ruhiger angehen lasse. Als Nachfolger schlug er Jeff Beck vor. Jeff Beck spielte einen Abend in einem Club mit den Crusaders. Neil Christian und Jeff Beck verstanden sich nicht und Jeff Beck wurde mit 5 Pfund Gage nach Hause geschickt.
Ein neuer Gitarrist wurde in Albert Lee gefunden. Jimmy „Jumbo“ Spicer verließ ebenfalls die Crusader und wurde durch Andy „Avid“ Anderson ersetzt. Die erste Single „Feel In The Mood“ wurde für EMI aufgenommen. EMI gefiel das Gitarrenspiel von Albert Lee nicht und die Band wurde umgekrempelt. Albert Lee wurde durch Phil McPill ersetzt und Tony Marsh kam als Pianist dazu. Tony Marsh blieb allerdings nur kurz, für ihn setzte sich Nicky Hopkins an die Tasten.
In der Zwischenzeit hatte sich Jimmy Page in eine Kunstschule eingeschrieben und hatte Zeit mit den Crusaders in ein Studio zu gehen und mit ihnen die Single „The Road To Love / The Big Beat Drum“ aufzunehmen. Produzent war Joe Meek.
In der gleichen Besetzung wurde für EMI eine zweite Single aufgenommen. Bei der B-Seite, „ Get A Load Of This“ spielte Jimmy Page als Gast die Gitarre.
1964 wurde der Bandname in Christian’s Crusaders geändert und unter dem neuen Namen entstand die dritte Single „Honey Hush“.
Anfang 1965 kam es zu einem neuen Umbruch der Band. Der Albert Lee war gegangen und der neue Gitarrist war Ritchie Blackmore. Ritchie Blackmore spielte vorher bei Heinz in dessen Band The Wild Boys. Ritchie Blackmore, Andy Anderson und Jimmy Evans verließen die Crusaders und gingen zu Screaming Lord Sutch’s Savages. Das geschah einen Monat nach dem sich Blackmore den Crusaders angeschlossen hatte. Neil Christian hatte keine Band mehr. Bei The Hustlers wurde er fündig. Mick Abrahams Gitarre, Dave Cakebread Bass, Graham Hall Drums und Stan Thomas waren von März bis Mai 1965 die Crusaders.
In der Zwischenzeit nahm Neil Christian unter dem Pseudonym Guy Hamilton „Give The Game Away“ auf. Im Juni 1965 ging es wieder auf Tour. Die Band war diesmal: Mick Abrahams Gitarre, Graham Waller Keybords, Alex Dmochowski Bass und Carlo Little Drums.
Nach der Tour wechselte Neil Christian auf Anraten von Miki Dallon die Plattenfirma. Anfang 1966 wurde ein Vertrag mit „Strike“ geschlossen und die erste Single war das von Miki Dallon komponierte „That’s Nice“. „That’s Nice“ erreichte Rang 14 in den Charts und wurde der einzige Hit von Neil Christian.
Aufgrund des Erfolges musste wieder eine Tour folgen. Lord Sutch hatte Probleme mit seiner Band und die wechselte daher zu den Crusaders. Im Grunde waren es die alten Crusaders mit Ritchie Blackmore, Tony Marsh, Andy Anderson und Jimmy Evans.
„Strike“ hatte keine Ideen wie es weitergehen sollte. Es war eine junge Plattenfirma ohne Erfahrung. Die nächsten Platten kamen mit den Platzierungen und Verkaufszahlen nicht mehr an „That’s Nice“ heran. „Two At A Time“ wurde nur noch in Deutschland ein Hit. Neil Christian ging daher in Deutschland mit einer neuen/alten Crusaders von April bis Mai 1967 auf Tour. In der Band waren Ritchie Blackmore, Matt Smith, Carlo Little und Tony Dangerfield.
In Deutschland wurde Neil Christian ein Star! Die nächsten Platten erschienen dann auch in Deutschland und hier bei Pye Records und Vogue. Neil Christian blieb bis 1970 in Deutschland. Später versuchte er mit Hilfe von Miki Dallon im Geschäft zu bleiben, einige Songs wurden noch aufgenommen, aber es half nichts.
Am 4. Januar 2010 verstarb Neil Christian.
Seine gesamten Aufnahmen sind auf dieser CD „Neil Christian and the Crusaders – That’s Nice An Anthology“ enthalten. Es ist, musikalisch gesehen, typischer Beat der 1960er Jahre, Eine Mischung aus Pop und Rock. Kein Song ist der Überflieger, aber trotzdem kann man sich alle Songs gut anhören.
Zu seiner Band gehörten die bekannten Namen:
Jimmy Page: Yardbirds, The Firm, Led Zeppelin
Mick Abrahams: Jethro Tull, Blodwyn Pig
Albert Lee: Everly Brothers, Eric Clapton, Hogans Heroes und etlichen anderen Musiker und Bands
Ritchie Blackmore: Deep Purple, Rainbow, Blackmore’s Night
Nicky Hopkins: Beatles, Rolling Stones, Quicksilver Messenger und andere
Alex Dmochowski: Aynsley Dunbar Retalation
Die Songs:
Feel In The Mood
The Road To Love
The Big Beat Drum
A Little Bit Of Someone Else
Get A Load Of This
Honey Hush
One For The Money
Give The Game Away
Let Me In
I Like It
That’s Nice
She’s Got The Action
Two At A Time
Wanna Lover
Oops
She Said Yeah
Dedicated Follower Of Fashion
I Remember
What Would Your Mama Say Now
I’m Gonna Love You Baby
Bit By Bit
Count Down
Bad Girl
You’re All Things Bright & Beautiful
Let Me Hear You Laugh
My Baby Left Me
Yaketty Yak
All Last Night