The Vapors aus Guildford/Surrey gehören so ziemlich sicher zur Legion der „One Hit Wonders“ die mit einer einzigen Nummer Dämme sprengen, sich mit so einer Ohrgranate in die allerhöchsten Sphären katapultierten. Aber eben, was nach so einem Höhenflug folgt kann äusserst brutal sein, die Landung in der Realität hat schon oft Luftschlösser zum Einsturz gebracht.
Bei den Vapors und deren Frontmann, dem Sänger/Gitarristen David Fenton, ging 1979 alles glatt als von sie unter den Fittichen von John Weller (Manager von Jam und Paul W.’s Dad) und Bruce Foxton (der Bassist von Jam) mit der 45er „Prisoners“ ihre erste Spur auf Tonträger hinterliessen. Sie spielten im Marquee in London und bestritten das Vorprogramm bei einer UK-Tour von The Jam.
Die ganze Power dieser Aufbruchstimmung schlug sich 1980 auf der erster Langrille New Clear Days (man beachte das Wortspiel) nieder: Ein unglaublich druckvolles Debut, durchwegs untermauert mit messerscharfen Bassläufen, hämmernden Drums, excellenten Gitarren und gekrönt von Fentons manchmal an Bowie und Ferry erinnernden, leicht hysterischen Vocals. Zusätzlich hoben die teilweise düsteren Kalter-Krieg/Agenten/Endzeit-Lyrics („Bunkers“ / „Cold War“) The Vapors so ziemlich ab von der Konkurrenz ab. Aber nicht nur, das Jam-Umfeld blieb nicht ohne Folgen: Der Mod-Thematik wurde beipielsweise mit „Spring Collection“ und „Waiting For The Weekend“ gehuldigt. Aus dem ganzen Haufen Perlen eine geeignete Single auszukoppeln fiel den Marketingleuten bei Liberty wohl nicht leicht, man entschied sich schlussendlich für „Turning Japanese“. Und siehe da: Die Single ging in Britannien auf No. 3, in den Staaten bei Billboard auf No. 36 in den Hot 100 und in Australien eroberte die Nummer sogar die Chartsspitze. Das Momentum musste ausgenützt werden, The Vapors wurden sofort auf Endlostour geschickt, zuletzt tingelten sie monatelang durch die USA.
Zurück auf der Insel wurde das Nachfolge-Album in Angriff genommen, aber von da an ging alles schief. Magnets (1982) erreicht längst nicht die Coolness von New Clear Days, Songs und Produktion dümpeln irgendwie halbherzig vor sich hin. Naja, ich glaube am Songmaterial lag es eigentlich nicht, viel eher an der grausligen Produktion von Producer David Tickle der schon an Split Enz herumgeschraubt hatte: Viel zu viel Flanger, Chorus und Hall, alles etwas undifferenziert, beim Durchhören von Magnets habe ich Mühe bei der Stange zu bleiben.
Käufer und Fans sahen das wohl ähnlich, die zweite LP verkaufte sich nicht und blieb bleischwer in den Record Shops liegen. The Vapors hatten ebenfalls die Lust verloren, lösten sich 1982 auf und blieben der Musikszene fortan fern.
Fazit: New Clear Days ist ein ausserordentlich scharfes und gut erhaltenes zeitloses Statement aus der New-Wave/Powerpop/Mod-Ecke das man sich jederzeit antuen kann, da stimmt alles, von A bis Z. Die beiden Alben (inklusive Bonusmaterial) gibt es als CD-Reissue von Captain Mod. „Turning Japanese“ist offenbar dermassen nachhaltig, dass immer wieder mal eine „Best Of“ auftaucht, ich würde aber New Clear Days als ganze Einheit empfehlen, es wäre schade um jeden einzelnen Track der nicht berücksichtigt wird.
LONG LIVE POWERPOP!
mellow
The Vapors:
David Fenton – Guitar, Vocals
Edward Bazalgette – Guitar
Steve Smith – Bass
Howard Smith – Drums
Nachtrag.
Sommer 2019: The Vapors gibt es offenbar wieder!
Sie sind derzeit in den Staaten auf Tour, danach kümmert man sich ausgiebig um das Königreich, der Rest des alten Kontinents wird grosszügig ausgelassen. Trotzdem, warum nicht im Herbst an einen Vapors-Gig im United Kingdom?