Marc Bolan – Acoustic Warrior (1999)

Acoustic Warrior gehört zu den vielen Alben von Mark Feld (aka Marc Bolan) die erst lange Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurden und es ist ein weiteres das die Fangemeinde spaltet. Diese Sammlung ist mehrheitlich ein Sammelsurium von TV- und Radioaufnahmen die der Barde um ’72 herum solo mit der akustischen Gitarre bestritt. Allerdings hat der Produzent Peter Todd im Nachhinein Hand angelegt, Publikum dazu gemischt und ein paar Begleitinstrumente eingewoben. Um die Verwirrung noch zu vergrössern, scheint es sich um die Neuauflage eines gleichnamigen Albums von 1996 (CD, Telstar, mit einem Marc-in-Ritterrüstung-Gemälde von George Underwood) zu handeln, allerdings mit anderem Coverartwork und umgestellter Tracklist. Für beide CD’s war oben genannter Producer verantwortlich, ich nehme also an es sind die identischen Bearbeitungen, die mir vorliegende 99er-Ausgabe hat mit „Down Home Lady“ eine zusätzliche Nummer an Bord.

Marc Bolan – You Scare Me To Death von 1981 trat die Diskussion los, Simon Napier-Bell hatte damals Rohaufnahmen/Demos des Zauberers „veredelt“. Die einen akzeptierten die Überarbeitungen (ich beispielsweise), andere verdammten sie und sprachen von Leichenfledderei.

Ist eine solche Nachbearbeitung nun eine Freveltat, ein übles Vergehen an einem der sich nicht mehr wehren kann? Ich glaube nicht, ein Projekt wie Acoustic Warrior kann man durchaus akzeptieren, nicht schlimmer als all die lieblos gemachten, Billig-Best-Of-Scheiben von Marc und T. Rex die schon immer durch die Tonträgerregale geisterten und zum Teil wirklich unterbelichtetes Material enthalten. Wenn man sich keine Fehltritte leisten will im Bolan-Universum, dann hält man sich am besten an die Originalalben.

Ergo, mir persönlich gefallen diese Halfplugged-Versionen, „Telegram Sam“ zum Beispiel erscheint in einem ganz neuen Licht, bekommt durch die Strings (ganz im Stil von Bolans ehemaligem Produzenten Tony Visconti) und die hinzugefügte akustische Lead-Gitarre eine ganz andere Dimension, wird auf diese Weise zum Folksong. Das gleiche gilt auch für „20th Century Boy“, ein toller Rocker der hier beinahe zum Gospel wird. Bei den versammelten Songs spürt man Marcs Wurzeln, sieht, wenn man die Augen schliesst und sich wegtragen lässt von seinem Vortrag, den Liedermacher wie er da im Schneidersitz irgendwo auf einer Bühne oder auf dem Fussboden im Radiostudio sitzt und seine kleinen dichterischen Kunstwerke vorträgt.

Freigestellt und doch wieder nicht, Marc Bolans oftmals skurrile Botschaften scheinen ohne das Glamkostüm vielleicht noch klarer durch die Kristallkugel. Ich mag diesen sympathischen Acoustic Warrior, nehme dieses Album also noch so gerne als Ergänzung zu Electric Warrior und The Slider dazu und erfreue mich an seinen herzerwärmenden Stimmungen die es verbreitet. Das ist ganz einfach nur zauberhaft schöner Folkrock von einem meiner liebsten Märchenerzähler…

MARC FOREVER!
mellow

 

Marc Bolan – Acoustic Warrior (1999, CD, Camden)
1. 20th Century Boy
2. Get It On
3. Metal Guru
4. Spaceball Ricochet
5. Telegram Sam
6. Jeepster
7. Mystic Lady
8. The Slider
9. Seagull Woman
10. Debora
11. Main Man
12. Cosmic Dancer
13. Ballrooms Of Mars
14. Laser Love
15. Girl
16. Down Home Lady

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