Der Titelsong „Jolene“ ist ganz einfach umwerfend, das ist eines dieser mit einer grossartigen Melodie versehenen Dinger welches für immer und ewig das Prädikat „Evergreen“ auf sicher hat. Selbst einer wie Jack White von den White Stripes konnte das nicht ignorieren und adaptierte die Nummer. Und dann diese wirblige mitreissende Gitarre, die ordne ich ohne den geringesten Zweifel in die Sparte „magic moments“ ein. Geschrieben und aufgenommen wurde „Jolene“ 1973 von Dolly Parton, eine die sich vom leicht dirigierbaren Countrysternchen der Anfangsjahre zu einer emanzipierten Singer/Songwriterin entwickelt hatte.
Das 1974 auf die Single folgende Album Jolene ist so gar nicht das was man sich oft unter überproduzierter Countrymusic aus Nashville vorstellt, es ist vielmehr ein staubtrockenes, unbeirrt vorwärts ziehendes Zugpferd des Countryrocks, hergestellt unter Verzicht von Zuckerdose, Lebensmittelfarbe und klebrigen, schwülstigen Strings. Nein, eine Fiddle ist eine Fiddle, tritt als Einzelkämpferin auf und klingt auch so. Es macht durchgehend den Eindruck, als hätten die hier versammelten Studiocracks die bei verschiedenen Sessions gespielten Tracks nicht in einem grossen Studio eingespielt sondern im schäbigen Lagerschuppen auf dem Hinterhof. Es ist genau das was die Authentizität ausmacht, hier wurde eine unglaubliche Lockerheit auf Band festgehalten: In allen Winkeln und Ecken rieselt Staub aus der groben Holzfassade und glänzt wie Gold in der Sonne.
Ganz klar auf der Habenseite befindet sich auch das bezaubernde gefühlsintensive „I Will Always Love You“ in Dolly Partons Originalversion. Das Management von Elvis wählte dieses emotionale Monster aus für den King, Dolly Parton hätte allerdings auf ihre Songschreiber-Tantiemen verzichten müssen. Die Folge waren schlaflose Nächte: Ruhm oder Kohle? Dolly verzichtete schweren Herzen auf die Absicherung ihres Bankkontos. Die Interpretation von Whitney Houston im Jahr 1992 entschädigte die Komponistin dann dafür, alleine mit dem Credits-Einkommen dieses Songs hätte sie Graceland gleich mehrfach kaufen können, also wenn sie das denn gewollt hätte.
Dolly Parton als dummes Blondchen abzutun ist ein Fehler, da steckt viel mehr hinter der Fassade als man auf den ersten Blick vermuten würde…
LONG LIVE GOOD COUNTRY MUSIC!
mellow
Dolly Parton – Jolene (1974, LP, RCA / 2007, CD, SONY BMG)
1. Jolene (2:43)
2. When Someone Wants To Leave (2:05)
3. River Of Happiness (2:21)
4. Early Morning Breeze (2:48)
5. Highlight Of My Life (2:18)
6. I Will Always Love You (2:58)
7. Randy (1:53)
8. Living On Memories Of You (2:46)
9. Lonely Comin‘ Down (3:15)
10. It Must Be You (1:54)
Bonus-Tracks CD:
11. Cracker Jack (3:16)
12. Another Woman’s Man (3:00)
13. Barbara On Your Mind (3:14)
14. Last Night’s Lovin‘ (2:28)
Hahaha…. Herr Ober… zwei Bier bitte!
Ich hör mich gerade durch meine kleine Dolly Parton Sammlung durch und … was soll ich sagen … das nächste Bier geht auf mich.