Im Rockzirkus steht nur ein kleiner Absatz über die ehemaligen Pigeons. Hier geht es um ihren Erstling „Vanilla Fudge“ und ihr Album „The Return“. „Vanilla Fudge“ nannten sich die Pigeons ab 1967. Ein Auftritt im „Village Theatre“, später wurde daraus das bekanntere Fillmore East, verschaffte ihnen einen Plattenvertrag mit Atlantic Records Corporation, kurz ATCO.
Vanilla Fudge war eine Coverband, aber keine gewöhnliche! Sie nahmen sich Songs aus den Charts vor und verfremdeten sie. Ihr erster goßer Hit war „You Keep Me Hangig On” von den Supremes. Ursprünglich der Hit eine Girlgroup wird der Song durch sie „psychodelischer Hardrock“. Hardrock gab es damals noch nicht als Begriff, Vanilla Fudge könnte man als Vorreiter ansehen. Nach dem Erfolg der Single erschien ein paar Wochen später das Album. Die ausgesuchten Songs sind von ihrem Ursprung her stilistisch gesehen ein Durcheinander. Die Beatles sind gleich mit zwei Songs vertreten, „Ticket To Ride“ und „Eleanor Rigby“, beim Soul trifft Curtis Mayfield mit seinem „People Get Ready“ auf „You Keep Me Hangig On”. Es gibt auch Songs von Sonny & Cher mit ihrem „Bang Bang“ oder „Take Me For A Little While“ von Trade Martin und interpretiert von Evie Sands und Jackie Ross und schließlich das zuckersüße „She’s Not There“ von den Zombies.
Die Songs werden vorwiegend geprägt durch die Orgel des Mark Stein. Die restlichen Musiker helfen bei der Verfremdung der Songs fleißig mit. Auch wenn Mark Stein den Hauptanteil am Gesang hat, Chorgesang gibt es genug. Was auch auffällt, das Schlagzeug von Carmine Appice. Für mich ist er ein Ausnahmetrommler in der Geschichte des Rock. Das Album „Vanilla Fudge“ war 1967 eine Besonderheit. Die Songs kannte jeder, sie liefen bei den Radiosendern weltweit beinahe täglich. Man hört verwundert dem eigentlich Bekannten aber dennoch Fremden staunend zu.
„Vanilla Fudge“ machte die Band berühmt und sollte ihr größter Erfolg werden. Das Folgealbum „The Beat Goes On“ zeigte Vanilla Fudge als politische Band und noch mehr in Richtung Psychedelic gehend. Die folgenden Alben waren zwar in den Charts vertreten, es ging aber mit den Verkaufszahlen bergab und 1969 kam die Auflösung der Band. Cactus und Beck, Bogart & Appice folgten. Versuche in diversen Besetzungen und Tourneen blieben erfolglos. Zum 40jährigen Jubiläum von Atlantic Records im Jahr 1988 traf man sich erstmals wieder in der Originalbesetzung. 2002 erinnerte sich Vanilla Fudge an den Erfolg des ersten Album und coverte bekannte Songs.
An gleich vier Songs des ersten Albums versuchte man sich erneut. An den Aufnamen war Mark Stein nicht vertreten und wurde durch Bill Pascali ersetzt. Die Musik wurde härter und lauter und das „Psychodelic“ wurde weniger. Vielleicht ist das auch nur mein Eindruck. Ein Grund: in den vergangenen Jahrzehnten hat man sich an den Stil von Vanilla Fudge gewöhnt, denn Vanilla Fudge war für viele Band ein Vorbild.
„The Return“ hört sich professioneller an als das erste Album. Die Orgel ist zwar immer noch wichtig, aber die drei anderen Instrumente kommen stärker durch. Die Rhythmusabteilung mit Carmine Appice und Tim Bogart gibt im Grunde den Ton an. „The Return“ ist eine „moderne“ Reise in die Vergangenheit von Vanilla Fudge, sogar die Songs stammen aus den 1960er Jahren. Immer wieder schön anzuhören ist die hunderste Version des Songs von Donovan, „Season Of The Witch“.
Die Band:
Mark Stein: keyb., voc. (nur auf “Vanilla Fudge”)
Carmine Appice: drums, voc.
Vince Martell: guit., voc.
Tim Bogart: bass, voc.
Bill Pascali: keyb., voc. (nur auf “The Return”)
Vanilla Fudge:
Ticket to ride
People get ready
She´s not there
Bang Bang
– a) Stra (Illusions of my Childhood I)
– b) You keep me hanging on
– c) Wber (Illusions of my Childhood II)
– a) Take me for a little While
– b)RYFI (Illusions of my Childhood III)
-a) Eleanor Rigby
-b) ELDS
The Return:
Ain’t That Peculiar
You Keep Me Hangin‘ On
Tearin‘ Up My Heart
Shotgun
People Get Ready
Take Me for a Little While
Good Good Livin‘
I Want It That Way
Need Love
Eleanor Rigby
She’s Not There
Season of the Witch
So… so… nach vielen Jahren kommt er doch noch: MEIN KOMMENTAR zu VANILLA FUDGE.
Nachdem ich in den letzten Tagen endlich die erste/einzige/spät veröffentlichte PIGEONS-Platte (eigentlich eher MARK STEIN mit Begleitung) angehört habe, muss ich sagen; klingt gar nicht übel. Einige Songs (z.B. IN THE MIDNIGHT HOUR, MUSTANG SALLY, YOU’RE MY SOUL AND INSPIRATION) sind sogar ziemlich gut – einiges deutet bereits auf die späteren VANILLA FUDGE hin.
ABER… wie sie in nicht einmal einem Jahr den Wandel zu dem Wahnsinn ihrer ersten LP hinbekommen konnte, liegt wahrscheinlich im Dunkel der Zeit – oder den raschen Wandel, der sich in den späten 60er Jahren in der Populären Musik vollzog. VANILLA FUDGE covern wie die PIGEONS zeitgenössiche Popsongs – aber plötzlich verspeisen sie diese und spucken sie als etwas völlig Neues wieder aus. In manche Songs fressen sie sich regelrecht hinein (DEEP PURPLE und Blackmore’s RAINBOW haben hier reichlich kopiert)! YOU KEEP ME HANGING ON oder SEASON OF THE WITCH (nicht aus dem Debüt, aber ist ja Wurscht) sind für mich beeindruckende Hörstücke.
WAS FÜR EINE BAND… leider nur sehr kurz…
Eine der besten Platten die ich kenne. Schade dass ich sie nicht in meiner Jugend kennen gelernt habe…
Gruß – Ronald;-)
Zu erwähnen wäre vielleicht noch die CD „Out Through the Indoor“ eine Platte auf der Led Zeppelin Titel gecovert werden. Auch die Platte „live – Swedenrock“ ist empfehlenswert !
Slainte
Chris
Die US-Amerikaner von VANILLA FUDGE, denen nachgesagt wird die fehlende Verbindung zwischen Psychedelic Rock und Heavy Metal gewesen zu sein, haben es 2018 tatsächlich gewagt doch noch in das europäische Kriegsgebiet einzureisen, da sind sie gehörig mutiger als Kansas letztes Jahr. Nur Schlagzeuger Carmine Appice hatte anscheinend die Hose noch voll und ist doch nicht mit nach VERUNO gekommen. Aber zumindest die Urgesteine & Mitgründer Mark Stein (Keyboards), wie auch Vince Martell (Gitarren) sind gut gelaunt und in erstklassiger Verfassung mit nach VERONA gekommen, wie sie fälscherweise zur Erheiterung vieler ebenfalls gutgelaunter Italiener im vielköpfigen Publikum erzählen. Die Musik wirkt im Vergleich zu allen anderen dargebotenen Konzert-Perlen der vorangegangenen drei Tage etwas verstaubt und deplatziert. Denn es sind hier keine virtuosen progressiven Rocker am Werk, sondern ein in die Jahre gekommener, ordentlich herausgeputzter US-Hippie von der US-Ostküste mit drei Begleitern. Vanilla Fudge hatten zwar damals Ende der 60iger große Aufmerksamkeit und ordentliche Chart-Platzierungen, haben aber nur ein Repertoire von sage und schreibe drei klassischen Studio-Alben und einigen Singles vorzuweisen. Da müssen nun auch einige Stücke anderer Legenden wie Beatles, Zombies, Doors und Supremes die Lücken schließen. Im Gegensatz zu dem elektrisierenden Auftritt von Cactus (dort jedoch mit Carmine Appice) beim Herzberg Festival 2013, war das hier dagegen ein laues Lüftchen.