Strife

„This is a track from our next LP…“ – so kündigte John Reid, seines Zeichens Gitarrist und Sänger des englischen Heavytrios Strife anno 1976 im Nottingham Boat Club einige Songs an, die versprochene Platte sollte aber erst 2 Jahre später bei Gull Records erscheinen, zu einer Zeit eben, als klassische Rockbands infolge der grassierenden Punkwelle reihenweise das Handtuch schmissen. Strife erging es nicht besser, sie lösten sich gegen Ende 70er auf.

Die 1969 gegründeten Strife um Bassist Gordon Rowley und Drummer Paul H. Ellson zu denen sich 1971 John Reid (ex The Klubs) gesellte, waren in England eine äusserst beliebte, erdige, boogieorientierte Live-Truppe. Naja, bei ihren Fans jedenfalls, man tourte mit Baker Gurvitz Army, spielte auch schon mal locker Darryl Way’s Wolf an die Wand, flog aber infolge allzu starker Bühnenpräsenz als Anheizer bei Procol Harum, Judas Priest, Average White Band und Slade aus aus dem Vorprogramm.

Hartes Brot für die eigenständige Band welche ja einen ausgezeichneten Ruf besass. ’74 griff Chrysalis zu und produzierte den Longplayer Rush der im darauffolgenden Jahr erschien. Das Interesse des Labels erlosch aber schnell wieder da man sich vermehrt mit leichtgewichtigen Acts auf dem Popmarkt etablieren wollte. Strife hingegen dachten nicht daran aufzugeben, produzierten in Eigenregie die EP School, beförderten nach Ellsons Ausstieg 1977 ihren Drumroadie David Williams zu ihrem offiziellen Schlagwerker und veröffentlichten 1978 die hervorragende LP Back To Thunder bei welcher Gastmusiker/Keyboarder Don Airey (später Deep Purple) das musikalische Spektrum erweiterte.

Kurz nach Erscheinen musste die Band aber wegen eines Herzinfarktes ihres Bassderwischs Rowley kürzer treten, was das Aus für die talentierte Truppe bedeutete. Reid eröffnete einen Musikclub, war der nächtelangen Einsätze und Fahrten quer über die Insel überdrüssig geworden und wollte sich mehr seiner Familie widmen. Der Sänger/Gitarrist mit der extrem hohen und gefährlichen Stimme trat bis auf eine kurze Strife-Spassreunion und einer Wiederbelebung der Klubs nicht mehr in Erscheinung da ihm mit zunehmendem Alter infolge Arthritis das Bearbeiten seines Instrumentes schwerer fiel. Gordon Rowley verabschiedete sich vorerst nach USA, arbeitete im Studio von Graham Nash als Tontechniker, gründete dann die Melodicrockband Nightwing welcher am Anfang auch Paul Ellson angehörte.

LONG LIVE ROCK!
mellow

Die Strife-Alben:


Rush
(LP, Chrysalis, 1975 / div. CD-Reissues)
1. Back Street Of Heaven
2. Man Of The Wilderness
3. Magic Of The Dawn
4. Indian Dream
5. Life Is Easy
6. Better Man Than I
7. Rush

Klang zeitweise noch stark nach „frühen Siebzigern“. Ausgezeichnete Rocktracks wie „Back Streets Of Heaven“, „Magic Of The Dawn“ und „Better man Than I“. Der 12minütige Titeltrack ist ein verrücktes Ding welches als Fundament für Reids und Rowleys Solos herhalten durfte, erinnert mitunter stark an Hawkwind-Psychedelika. Wer den starken weiblichen Backgroundgesang beisteuerte bleibt im Dunkeln.


Back To Thunder
(LP, Gull, 1978 / div. CD-Reissues)
1. Shockproof
2. Let Me Down
3. Feel So Good
4. Sky
5. You Are What You Are
6. Red Sun
7. Fool Injected Overlap
8. Weary Traveller
Bonus-Tracks (School-EP):
9. You Don’t Know
10. School
11. Go
12. Unknown

Die hämmernde Eröffnungsnummer „Shockproof“ und das folgende „Let Me Down“ lassen an Deke Leonard auf Speed denken, schlichtweg grandios, tolle Gitarrenarbeit. Bei „Feel So Good“ fliegt einem die Schädeldecke weg. Summasummarum ein hervorragendes Hardrock-Album ohne Ausfälle. Wer auf Budgie steht sollte hier unbedingt einmal ‚reinhören. Auf der amerikanischen CD-Edition von 2018 findet man als Bonustracks zusätzlich die 4 Nummern der School-EP von 1977.


Rockin‘ The Boat
(Recorded 1976, 2006 auf CD veröffentlicht, TimeLine Records)
1. Better Man Than I
2. You Are What You Are
3. Before I Die
4. Indian Dream
5. Feel So Good
6. Number 1
7. Rush

Strife live: War wohl nie als offizielle Platte gedacht, zeigt aber die Livequalitäten der Band auf, sprich Flying-V angeschnallt, Orange-Amps aufgedreht und ab die Post! Wer Gefallen an Rush und Back To Thunder gefunden hat, sollte sich dieses Live-Dokument nicht entgehen lassen.

 

 

 

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