Meine erste Begegnung mit den Monks fand 1966 im Beat Club statt. Fünf Typen mit einer Tonsur wie ihn Mönche nun einmal haben. Diese uniformierte Aufmachung der Bandmitglieder war Mitte der 1960er Jahre normal, da dachte man sich nichts dabei. Nicht normal war der Sound. Die Orgel, das elektrische Banjo und das Geschreie war weniger üblich. Die Monks nannten ihre Musik „Über Beat“. Für mich mich gehörte ihre Musik damals zum Beat, denn der Beat hatte 1966 zahlreiche Facetten. Die Auftritte der Monks im Beat Club gefielen und waren nett, Punkt. Ihre LP „Blck Monk Time“ zu kaufen fiel mir nicht ein, da gab es andere Prioritäten und das Taschengeld war knapp.
Meine zweite Begegnung hatte ich im ehemaligen Forum des Rockzirkus. Es tauchte die Frage nach der ersten Punkband auf, die mehrheitliche Antwart waren, die Monks. „Black Monk Time“ wurde gekauft und mehrfach angehört. Egal was das damalige Forum und die Kritiker vom Rolling Stone meinten, für mich ist das immer noch Beat der besonderen Art und hat mit Punk nichts zu tun. Der Produzent der Platte, Jimmy Bowien, nannte die Musik später als den Vorläufer des Heavy Metal.
Die Monks waren fünf in Gelnhausen (Hessen) stationierte GI’s. Sie nannten sich The Five Torquays und traten in den Kasernen als Spaßband auf. Nach ihrer Militärzeit blieben sie in Deutschland und verdienten ihr Geld urch Auftritte in Clubs. Ob sie hier schon eigenes Songmaterial verwendeten, keine Ahnung. Im Juni 1965 jedenfalls hatten sie einen Gig in der Rio-Bar in Stuttgart. Walther Niemann und und Karl-Heinz Remy hörten sich den Gig an und wren begeitert. Niemann und Remy waren auf der Suche nach einer Band, um sie zu ihrem Kunstwerk zu machen. Sie hatten Design in der Folkwang Schule in Essen und der Hochschule für Gestaltung in Ulm studiert. In Zusammarbeit mit der Band suchte man nach neuen Wegen in der Musik. Die Instrumente wurden verzerrt, ein elektrisch verstärktes Banjo übernahm den Part der sonst üblichen Rhythmusgitarre. Der Gesang war untermalt durch Zwischenschreie, Chorgesang und Textzeilen, die sofort ins Ohr gingen. Die Texte und die Arrangements wurden zu „Kunstwerken“, zum Teil waren die Texte politisch zum Teil nur Nonsens.
Sie dachten sich ein passendes Outfit aus, Mönchskutte, James Bond Anzug, Strick als Krawatte und Tonsur. „BRAVO“ veranstaltete im September 1965 ein Konzert in der Berliner Waldbühne mit den Monks, zehn Songs wurden als Demo aufgenommen. Die Auftritte der Monks in den Clubs wurden ein voller Erfolg! Der „Top Ten Club“ in Hamburg zum Beispiel war Wochen im Voraus ausverkauft.
Der Produzent Jimmy Bowien arbeitete für Polydor und wurde von der Band und den zwei Förderern überzeugt eine Platte mit den Monks aufzunehmen. Bowien hörte die Band im „Storyville Club“ in Köln. Der Gig war den Zuhörern und Kritiker zu laut, sie verließen zum Großteil den Club. Auch Bowien war es zu laut, er blieb aber draußen in Hörweite. Hier gefiel ihm die Musik sehr gut und genau so wollte er sie auf Platte. Es ging mit den Monks am 3. Und 4. März 1966 ins Kölner Studio von Polydor. „Black Monk Time“ wurde von dem Toningenieur Gerd Henjes aufgenommen. Er beschreibt seinen Job später als die Hölle. Einen derartigen Sound kannte er nicht und hatte Mühe ihn mit dem 2-Spur Tonband einigermaßen zu konservieren.
„Black Monk Time“ wurde anfangs ausschließlich in Deutschland verkauft. An internationale Erfolge war nicht zu denken, da die Band eine Tour durch Vietnam ablehnten und somit auch keine Chance auf Auftritte in den USA hatte. 1966 war man zwar mitten im Vietnamkrieg, aber die Proteste hielten sich noch zurück, man war eben patriotisch. Die Geschichte der Band wurde als Dokumentation verfilmt. Wer Interesse hat, der Film nennt sich „Monks – The Transatlantic Feedback“. Hin und wieder läuft er in den 3. Programmen oder auf Arte. Nachdem der Film erschien, gab es mehrere erflogreiche Reunionen mit Konzerten in Deutschland und den USA.
„Black Monk Time“ ist vielleicht ein Kunstwerk, vielleicht aber auch nur Musik der anderen Art. Nach, und auch vorher, gab es ähnliche Experimente. Mir fallen Kim Fowley, Sonic Youth oder Frank Zappa ein. Was „“Black Monk Time“ von anderen Experimenten unterscheidet, das ist der große Einfluss auf die spätere Rockgeschichte. Viele Bands und Musiker nennen die Musik der Monks als ihr Vorbild. Allen voran waren das die Punker, daher auch der Anschein das „erste“ Punkalbum sei „Black Monk Time“. In den USA läuft das Album unter „Garage“, diese Schublade finde ich auch passender.
1966 war in den Clubs tanzbare Musik gefragt, das war nicht die Musik der Monks und auch der Grund für ihr frühes Aussteigen aus dem Rockzirkus. Wer nichts gegen abgefahrene Beatmusik mit hat und nicht alles zu ernst nimmt, der wird mit „Blck Monk Time“ seinen Spaß haben.
The Monks:
Dave Day: voc., banjo
Eddie Shaw: bass, voc.
Roger Johnston: drums
Gary Burger: guit., voc.
Larry Clark: organ
Monks – Black Monk Time
Monk Time
Oh How To Do Now
We Do Wie Du
Boys Are Boys
Hushie Pushie
Cuckoo
Complication
That’s My Girl
Shut Up
I Can’t Get Over You
Blast Off!
I Hate You
Ich liebe die Monks und ihre avantgardistische/experimentelle Auslegung der damaligen Beat-Musik. Ob sie nun Begründer von Punk, Metal oder Garage waren spielt meiner Meinung nach eine untergeordnete Rolle, die Monks sind eine Projektionsfläche in die man so einiges hinein interpretieren kann und das ist auch gut so, ich persönlich sehe sie beispielsweise gerne auch als die Grossväter der Sparte New Wave. Es ist schon erstaunlich wie gut die Songs die Jahrzehnte überdauert haben (eine Parallele zum Jazz der 50er-Jahre), es scheint kein Verfalldatum zu geben.
mellow