Der Bear Family sei Dank! 2009 kümmerten sie sich wieder einmal um eine „fast“ vergessene Band. Louie And The Lovers spielten 1970 mit ihrem Album „Rise“ eine kleine Rolle im Rockzirkus. Angefangen hat es mit Louie Ortega und drei seiner Schulfreunden. Die vier Teenager traten bei Tanzveranstaltungen in Schulen rund um Salinas in Kalifornien auf. Anfangs nannten sie sich „The Omens“ auf, dann „Country Fresh“. Die Bandmitglieder waren noch nicht volljährig und durften daher nicht in Clubs auftreten, es blieb bei eben diesen Schulveranstaltungen.
Zufällig lebte Doug Sahm damals in der Nähe von Salina, in Prundale. Steve Vargas war mit den Kindern von Doug Sahm bekannt und so kam es, dass die Frau von Doug Sahm sich die erste Single von Louie And The Lovers anhörte. Es war ein Cover von Wilson Picket’s „Three Time Loser“. Ihr gefiel die Platte und sie erzählte ihrem Mann davon. Doug Sahm war begeistert und verschaffte der Band einen Plattenvertrag bei Epic. Der Name „Country Fresh“ gefiel Doug Sahm nicht und er benannte sie um in „Louie And The Lovers“.
Louie Ortega besaß Material für die Songs eines ganzen Albums. Mit Doug Sahm ging es in die Columbia Studios in San Francisco. In einer einzigen 18 Stunden dauernde Session war das Album fertig. Keine Overdubs und kein Song wurde mehr als zweimal gespielt! Geld gab es nicht, dafür einen Satz guter, aber gebrauchter Verstärker.
Die Band verstand sich eigentlich nicht als echte „Band“, es waren Schulfreunde die gemeinsam musizierten, mehr nicht. Die Mitglieder von Louie And The Lovers hatten einen mexikanischen Hintergrund. Auf dem ersten Album kommt das nicht so deutlich rüber, aber auf den späteren Aufnahmen. Nach eigener Aussage waren sie Fans von Creedence Clearwate Revival und versuchten die Musik in diese Richtung zu bringen. Meiner Meinung nach funktioniert das nicht so ganz. Vermutlich war der Einfluss von Doug Sahm sehr groß, was nämlich auf „Rise“ zu hören ist, ist Countryrock mit leichtem Tex-Mex Einschlag, so wie sich auch zum Beispiel das Sir Douglas Quintet anhört. Mir fallen zum Vergleich noch die Los Lobos oder auch die Eagles ein. „Rock Me Baby“ kennt man in dutzenden Versionen, die auf „Rise“ ist für mich eine die unter die Top 3 gehört. Es ist eine Schande, das Album wurde trotz der hohen Qualität kaum verkauft.
Entgegen der miserabelen Verkaufszahlen wollte die Plattenfirma ein weiteres Album. Man ging in ein größeres Studio. Es wurden 7 oder 8 Songs aufgenommen, dann stoppte Epic die weiteren Aufnahmen. „Little George Baker“ und „Tomorrow Just Might Change“ erschienen noch als Single, dann war endgültig Schluss mit Epic. Es gehen Gerüchte um, dass die Bänder später einem Brand zum Opfer gefallen waren. Nach anderen Informationen gingen sie lediglich verloren.
Doug Sahm wechselte ungefähr zur gleichen Zeit zu Atlantic Records deren Manager Jerry Wexler war. Wexler suchte für sein Repertoire nach einer Tex-Mex Band und so konnte Doug Sahm Louie And The Lovers einen neuen Plattenvertrag vermitteln.
Wexler packte die Jungs in sein Privatjet und flog mit ihnen nach Florida. Für Louie And The Lovers war das eine neue Welt. Wexler besaß in Florida ein eigenes Aufnahmestudio. In diesem Studio hielten sich damals eine Reihe von nicht ganz unbekannten Musikern auf. Sie wurden eingeladen Louie And The Lovers zu unterstützen, was sie dann auch taten. Die Namen sind in Rockkreisen wirklich nicht unbekannt: Joe Lala von Blues Image, Dr. John, Doug Sahm, Charlie Owens und andere. Die Genannten hatten diverse Gastauftritte bei den Songs, John Rendon wurde dagegen ein neues, festes Mitglied.
Diesmal lief es anders als bei den Aufnahmen zu „Rise“. Es war ein ständiges Kommen und Gehen im Studio. Die Musiker nahmen Teile der Songs auf und es wurde flleißig abgemischt. Ein Overdub nach dem anderen! Am Ende gefiel Wexler die Stimmen der Sänger nicht mehr! Man zog in das Studio von Wally Heider in Hollwood um und nahm den Gesang noch einmal auf.
Waxler kündigte bei Atlantic und wechselte zu Warner Brothers. Atlantic legte viele der von Waxler produzierten Alben auf Eis, darunter auch das von Louie And The Lovers. Es ist etwas verwirrend. Waxler und Atlantic trennten sich 1975 und die Session fand 1972 statt. Die Lücke von 3 Jahren konnte ich nicht füllen.
Louie And The Lover waren frustriert und es kam zu Auflösungen. Albert Parra gründete eine Familie und ging zur Navy. Steve Vargas fand Arbeit als Elektriker im Verteidigungsministerium. Louie Ortega und Frank Parades versuchten sich noch eine kurze Zeit als Musiker mit ihrer Band Salsa Brava. Louie Ortega taucht später im Umfeld der Texas Tornados und beim Sir Douglas Quintet auf.
Die Bänder der Session wurden bei einem Brand im Archiv von Atlantic zerstört. Louie Ortega und Doug Sahm besaßen zum Glück Kopien auf Cassette. Diese Kopien, und die Aufnahmen bei Epic, sind auf der CD der Bear Family zu finden. Die Aussage „The Complete Recordings“ ist wahrscheinlich falsch, aber mehr Songs waren nicht aufzutreiben.
Die Mitspieler:
Louie Ortega: voc., guit.
Frank Paredes: voc., guit.
Steve Vargas: bass, keyb.
Albert Parra: drums
John Rendon: guit., voc. (nach “Rise”)
Gäste bei der Session von Atlantic:
Flaco Jimenez: accordion
Doug Sahm: guit.
The Memphis Horns
Dr. John: keyb,
David „Fathead“ Newman: sax.
Charlie Owens: steel guitar
Joe Lala: timbales
Die Songs:
Louie And The Lovers – Rise
Rise
I’ve Always Got You On My Mind
Sittin‘ By Your River
Driver Go Slow
I Know You Know
Royal Oakie
I Don’t Want To Be Seen With You
I Just Met You
Rock Me Baby
If The Night
It’s The Morning
Die Atlantic Session:
Four-Time Loser
Little Georgie Baker
Tomorrow Just Might Change
Out Of Jail (Steve’s Tune)
My Belief In You
Caribbean
We Don’t Have To Change
Spread Some Love Around
Forgive Me This Time
Ya No Ilores
Please Wake Up
Down Around Salinas
La Paloma
If You Ever Say You Love Me
El Paso
Never Be A Saint
Hier noch ein Artikel zu LOUIE AND THE LOVERS aus meinem Archiv, ich denke es ist passend wenn ich den als Ergänzung mittels Kommentar-Funktion hier anfüge:
1970, Salinas California, vier Chicanos machten sich auf die Welt zu erobern.
Um es gleich vorwegzunehmen, es blieb beim Versuch, trotz prominenter Schützenhilfe. Unter dem Namen THE OMENS spielte die Band um Gitarrist und Sänger LOUIE ORTEGA vor allem auf Schulfeiern, Engagements in Kneipen blieben ihnen wegen ihres jugendlichen Alters verwehrt. DOUG SAHM’S Ehefrau kam über Umwegen in den Besitz von Demoaufnahmen, zeigte sich begeistert von der Musikalität dieser Band und konnte ihren Gatten davon überzeugen, sich näher mit der Truppe zu befassen. Der zögerte nicht lange, verfrachtete die Jungs nach San Francisco, liess sie innerhalb von 18 Stunden die Aufnahmen für eine LP machen und zauberte zudem einen Vertrag mit Epic aus dem Ärmel. Trotz guter Kritiken bescherte der Longplayer RISE von LOUIE AND THE LOVERS wie sich die Band jetzt nannte, nicht den erhofften Erfolg. DOUG SAHM wechselte von Epic zu Atlantic, nahm seine Schützlinge aber gleich mit und übergab sie der Obhut von JERRY WEXLER. Diesmal ging die Reise nach Florida, es entstand eine zweite LP. Hinter dem Mischpult sass ein gewisser TOM DOWD der ein paar Jahre später mit LYNYRD SKYNYRD abheben sollte. DR. JOHN, Percussionist JOE LALA und der Akkordeonspieler FLACO JIMENEZ tauchten im Studio auf und beteiligten sich an den Sessions. Der Sound wurde vielfältiger, souliger infolge THE MEMPHIS HORNS, enfernte sich ein wenig vom massiven CCR-Einfluss der auf RISE noch im Zentrum stand. Diese zweite LP war klar ein Schritt nach vorne. Das Schicksal spielte aber nicht mit: Mr. WEXLER wechselte zu Warner Brothers und Atlantic wusste nichts mit LOUIE AND THE LOVERS anzufangen, die Bänder blieben im Archiv wo sie in den Seventies offenbar bei einem Brand vernichtet wurden. Da die Mastertapes aber auch auf Kassetten überspielt worden waren, erblickten sie viel später doch noch das Tageslicht.
LOUIE AND THE LOVERS zogen sich frustriert nach Kalifornien zurück und lösten sich irgendwann auf. LOUIE ORTEGA blieb als einziger im Musikbusiness und wurde später von DOUG SAHM zu den TEXAS TORNADOS geholt.
Die musikalische Hinterlassenschaft von LOUIE AND THE LOVERS darf sich durchaus hören lassen, nur schon der mächtige Westcoastreisser RISE vom Debutalbum ist eine Klasse für sich. Klare Gitarrensounds kombiniert mit der Sonne der Westküste, gefühlvollen Vocals und treibenden Beats, was will ein Musikarchäologe mehr.
mellow