Was die Bar-Kays aus Memphis Tennessee im Jahre 1971 ihrem Label Volt/Stax präsentierten muss damals wohl für heftiges Kopfschütteln gesorgt haben, nicht weil die Labelbosse dermassen begeistert gewesen wären, sondern weil wohl keiner wusste wie man so einen verqueren Gemischtwarenladen überhaupt vermarkten konnte, denn die fertigen Bänder waren meilenweit weg von Isaac Hayes‘ Soulklassiker Hot Buttered Soul (1969) bei dem die Bar-Kays für den Meister die Studioband gestellt hatten.
Aber auch wenn sie die Bedürfnisse der Plattenfirma nicht erfüllte ist Black Rock eine faszinierende Platte, eine Scheibe an der sich später auch Living Color orientieren sollten. Es ist ein phantastischer Trip der mit allen möglichen Stilen liebäugelt und dennoch sowas wie einen eingewebten roten Faden besitzt, auch wenn die einzelnen Titel durchwegs Interpretationen sind. Soul war das längst nicht mehr, Black Rock war weit entfernt von den polierten (aber erfolgreichen) Produktionen der Konkurrenz von Motown. Hier schrammte wie beispielsweise im achteinhalb minütigen Opener “Baby I Love You“ harter, damals zeitgemässer Rock mit Blueseinfluss auf jazzige Einsprengsel wie man sie auch bei europäischen Crossover-Bands wie Keef Hartley Band oder The Greatest Show On Earth antreffen konnte.
Gitarrist Michael Toles (die Besetzung der Bar-Kays auf Black Rock während der Aufnahmen scheint nicht ganz klar, ziemlich sicher aber Toles, Bassist James Alexander und Sänger Larry Dodson) konnte seine Vorliebe für die grossen Guitarheroes jener Dekade nicht verbergen, das ein und andere Mal würde man eher vermuten, dass da im Studio ein gewisser Mr. Blackmore die Klampfe eingestöpselt hat, man höre sich nur mal das Solo auf „You Don’t Know Like I Know“ an. Der Soul hatte hier zwar immer noch seine Berechtigung, aber die Kanten wurden massiv aufgeweicht, man kam anlog den Temptations zeitweise auch psychedelisch daher. Die für die frühen Seventies unverzichtbare Querflöte und die bandinterne Bläsersection lässt sich allerdings nicht so einfach unter den Tisch wischen, daneben stösst man auf Black Rock aber auch immer wieder auf schwere Hammondorgeln, oder zischenden Funkrock wie im Sly-Cover „Dance To The Music“.Als kleine Wiedergutmachung für die arg strapazierten Nerven ihrer Bosse fand sich am Schluss des Albums dann eine luftige, leicht verdauliche funky Pop-Nummer namens „Montego Bay“, und die war mit ihrem Easy-Listenig-Middle-Of-The-Road-Groove (das Gitarrensolo kann es hier auch nicht mehr richten) der eigentliche Ausreisser auf Black Rock, aber mit genau einem solchen massenkompatiblen Gute-Laune-Langweiler liess sich nach Meinung der Chefs in Zukunft wohl am ehesten der Markt erobern.
1972 spielten die Bar-Kays beim legendären Festival Wattstax, ein elektrisierender Auftritt der ihnen für die folgenden Jahre einen enormen Popularitätsschub verlieh.
Die Bar-Kays – mit dem letzten verbliebene Originalmitglied, dem Bassisten James Alexander (er verpasste anno 1967 den Flug bei dem vier seiner Bandkollegen und Otis Redding ums Leben kamen) – existieren übrigens heute noch.
LONG LIVE BLACK ROCK!
mellow
The Bar-Kays – Black Rock (1971, Volt/Stax)
1. Baby I Love You
2. I’ve Been Trying
3. You Don’t Know Like I Know
4. Dance To The Music
5. A Piece Of Your Peace
6. Six O’Clock News Report
7. How Sweet It Would Be
8. Montego Bay