Love Affair – Everlasting Love (1967)

Kaum zu glauben was da 1967 in der Sparte „Heart & Soul“ aufgenommen wurde, da muss es den Beteiligten im Regieraum eiskalt den Rücken runter gelaufen sein als der grad mal 17jährige Steve Ellis „Everlasting Love“ sang, es muss ganz einfach ein magischer Moment gewesen sein.

  
Zuvor hatte die Londoner Nachwuchsband The Love Affair ihre Version des Titels von Cason/Gayden (mit dem der US-Soul-Sänger Robert Knight einen mittelprächtigen Hit gelandet hatte) unter den Fittichen von Muff Winwood bereits für Island aufgenommen, man erkannte allerdings das Potential noch nicht, die Band wurde an CBS weitergereicht. Dort nahm sich der Produzent Mark Smith der Sache an, er hatte den Titel bereits mit der schottischen Band The Marmalade produziert, war aber nicht zufrieden mit dem Endresultat. Von der äusserst jugendlich wirkenden Band kam allerdings nur das Jungtalent Ellis zum Zuge, die Band im Studio setzte sich aus den Studio-Cracks Clem Cattini (Drums), Alan Parker (Gitarre), dem Bassisten Russ Stableford und den Backgroundsängerinnen Madeline Bell, Kiki Dee und Lesley Duncan zusammen. Die Klammer um den ganzen Song stammte von Keith Mansfield’s 40köpfigem Orchester. Über diesem opulenten Background kam schlussendlich Steve Ellis‘ unglaubliche Vokal-Darbietung zu liegen, eine Meisterleistung im Bereich des weissen Soul, vor allem man das damalige Alter des Teenagers in Betracht zieht. Die Interpretation hat unglaublich Tiefgang, man spürt förmlich die Elektrizität und Spannung die hier in der Luft liegt. „Everlasting Love“ wurde zu einem Klassiker (vor allem auch in in der Mod-Szene) und immer wieder gecovert, der Version von Love Affair kann allerdings keine andere das Wasser reichen, in den Seventies erhielt der Titel im Fahrwasser von Northern Soul nochmals gehörig Auftrieb.

 
 

1969 (Web-Quelle, ich tippe eher auf 1968) standen The Love Affair in Österreich für eine Folge der Sendung Gogo-Scope vor der Kamera, respektive „Everlasting Love“ wurde filmisch in irgendeinem hastig leer geräumten Saal in Szene gesetzt. Das Endresultat ist einfach nur begeisternd, hier bekommt ein Lied ein Gesicht, das heisst der immer noch sehr jugendlich ausschauende Ellis und seine noch viel kindlicher wirkenden Freunde verschmelzen mit dem treibenden Beat der Nummer, werden zur unspaltbaren Einheit während die clowneske, mit Boilerhut und Fliege ausgestattete Moderatorin und ein weiteres Mädchen hinter der Band neben aufgestapelten Holzstühlen abtanzen. Hier wurde wohl zufällig eine Blaupause für die Gattung Musikvideo erfunden, jedenfalls erinnern mich die faszinierenden Schwarz-Weiss-Bilder an viele der Promotion-Filme die ab den 80ern zur Ankurbelung des Tonträgerverkaufs produziert wurden, Stichwort Industrialisierung der Musikbranche, genau so präsentiert man einen „Star“. Für „Gone Are The Songs Of Yesterday“ von Phillip Goodhand-Tait, die Schmachtfetzen-B-Seite der „Everlasting“-Single, ulkten Love Affair bei Aussenaufnahmen in einem Park herum, Bilder die trotz VW-Bulli und weissem Flügel zwischen den Bäumen gegenüber der „Everlasting Love“-Inszenierung eher blass und unscharf wirken. Die Nachhaltigkeit des „Everlasting“-Clips hingegen bezeugt auch die mittlerweile gebräuchliche Bezeichnung „Official Video“, eine schöne Auszeichnung für die österreichischen TV-Macher und den 1993 verstorbenen Produzenten Axel Corti.

Im Januar 1968 stieg „Everlasting Love“ in die britischen Charts ein und belegte im Februar für zwei Wochen Platz 1, ein Erfolg den Love Affair nicht mehr wiederholen konnten, trotz der vielen nachfolgenden Singles die mit genau so starkem Soul bestückt waren. Weltweit wurde „Everlasting Love“ ein Hit, ausser in den Vereinigten Staaten, dort konnten Love Affair auch mit ihren folgenden Platten nicht Fuss fassen. Die Band blieb die relativ kurze Zeit ihres Bestehens ein „Produzenten-Ding“, die Musiker hatten zwar Teen-Idol-Status, sie durften sich aber höchstens mal auf den Rückseiten ihrer Singles austoben. Ende 1969 setzte sich Steve Ellis zugunsten einer Solokarriere ab, mit seinem Nachfolger Auguste Eadon veröffentlichten Love Affair 1970 noch den Longplayer LA.

LONG LIVE ROCK’N’SOUL MUSIC!
mellow

Love Affair zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Everlasting Love“:
Steve Ellis – Vocals, Guitar
Rex Brayley – Guitar
Maurice Bacon – Drums
Mick Jackson – Bass
Lynton Guest – Keyboards
(ab 1968 Morgan Fisher, später bei Mott The Hoople)

Unverzichtbare Hörlektüre, Love Affair komplett
plus die ersten Solosachen von Ellis:
The Love Affair, Steve Ellis – Time Hasn’t Change Us:
The Complete CBS Recordings 1967-1971
(3xCD, RPM, 2015)

 

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