Irgendwann 1968 drückte mir ein Mitschüler die Platte „Shades Of Deep Purple“ in die Hand und meinte ich solle sie mal anhören. Der Namen Deep Purple war mir nicht unbekannt, aber so richtig etwas von ihnen gehört hatte ich damals nicht. Selbst eine Single kannte ich nicht, vielleicht gab es auch keine im Radio zu hören. Deep Purple war nach meiner Erinnerung auch nicht die typische Singleband und radiotauglich für Deutschland waren sie auch nicht. Vielleicht täusche ich mich auch oder hörte damals die falschen Sender.
Auf jeden Fall war diese Platte etwas Besonderes, nicht so gesangslastig wie es sonst in der Zeit üblich war. Auch der Anteil der Orgel war in dieser Form ebenfalls nicht üblich. Bei Nice zum Beispiel drehte sich alles um die Orgel, hier nicht. Was Deep Purple auch von andern Bands unterschied: Deep Purple rockte. Es war nicht mehr der „Beat“, der starb 1968 langsam oder war bereits tot.
Schon mit „And The Address“ zeigt, Deep Purple wollten keine Teenieband sein oder eine Band für Weichspüler und Schlagerfans, es wurde sofort losgerockt. Der Schwerpunkt lag auf dem Zusammenspiel von Gitarre, Orgel und einer Schlagzeugmaschine mit Namen Ian Paice.
Auf den ersten Alben wurde immer wieder gecovert. Die “Shades Of Deep Purple” nahm sich “Hush” von Joe South, “Help” von Lennon/McCartney und “Hey Joe” an. Was Deep Purple tat war nicht nur reines Covern, es entstanden praktisch neue Songs und die waren zugeschnitten auf die drei oben genannte Instrumente.
Der Gesang war nicht schlecht, mir gefällt die Stimme von Rod Evans besser als die aller seiner Nachfolger, aber er dominierte nicht wie es sich für eine ordentliche Rockband gehörte. War der Sänger nicht grundsätzlich auch der Frontmann?
Etwas Klassik schleicht sich auch ein, zum Beispiel bei „Prelude – Happiness“. Der zweite Teil von „Prelude“ stammt von Skip James, sein „I’m So Glad“ wurde 1931 erstmals auf Platte veröffentlicht. Mit Blues hat die Version von Deep Purple allerdings recht wenig zu tun.
Ein Song war eine zeitlang ihr Markenzeichen. Zweimal konnte ich Deep Purple MK I auf der Bühne erleben und jedes Mal wurde „Mandrake Root“ zum Höhepunkt der Show. Für mich ist es auch der beste Song der „Shades Of Deep Purple“ und nach „Child In Time“ und „The Painter“ auch einer der drei besten Songs von ihnen. Die leichte Anleihe an „Foxy Lady“ sei ihnen verziehen. Die Percussion im Mittelteil haben es mir besonders angetan. Live tobten sich an dieser Stelle Jon Lord und Ritchie Blackmore aus, während Ian Paice die Schlagzeugmaschine spielte. Niemand würde darauf kommen, dass Help von den Beatles komponiert wurde. Eine ganz andere Stimmung ist zu hören, Einzig Rod Evans hält sich eng an das Original. Natürlich kann ich mich täuschen, in den letzten Jahrzehnten drang das Original nicht zu mir durch und wird es auch nicht in den nächsten Jahrzehnten. Irgendwie fehlt an dieser Stelle das Entspannte, der Song wird nach meinen Ohren und Gefühl sehr verkrampft gespielt.
Mit “Love Help Me” folgt eine Eigenkomposition im Stil von “And The Adress” oder “One More Rainy Day”. Etwas kommerzieller und mit ein paar Hu-Hu-Hu im Hintergrund, kommt der Song daher.
Die Geschichte von „Hey Joe“ scheint in Spanien oder Mexiko zu spielen. Jimi machte den Song berühmt, aber Deep Purple schufen eine eigene Interpretation. Jon Lord gibt den Ton im ersten Teil an, bis sich „Hey Joe“ doch immer mehr an die Jimi Hendrix Version annähert. Simper übernimmt den Bass von Noel Redding 1:1.
Aufgenommen wurde vom 11. bis 13.05.1968 und im Juli 1968 veröffentlicht, erst in den USA und im September in GB.
Die Musiker der MK I:
Jon Lord: key.
Ian Paice: drums
Ritchie Blackmore: guit.
Nick Simper: bass
Rod Evans: voc.
Die Songs:
And the address
Hush
One more rainy day
Prelude: Happiness; I’m so glad
Mandrake root
Help
Love help me
Hey Joe