Es gab in den 1970er Jahre in Deutschland nicht nur Krautrock sondern auch Jazz Rock! Miles Davis machte den Jazzrock mit „Bitches Brew“ populär. Eine Welle dieser Fusion schwappte auch nach Deutschland. Klaus Doldinger, Peter Brötzmann, Volker Kriegel, Eberhard Schöner und Wolfgang Dauner sind nur einige bekannte Namen die sich mit der Vermischung von Rock und Jazz befassten. International waren sie alle bekannt und konnten darum auch weltweit Musiker mit gleichem Verständnis zu Aufnahmen in Deutschland bewegen.
Wolfgang Dauner gründete Anfang der 1970er Jahre seine Band „Et Cetera“. Meines Wissens nach erschienen drei Alben, die mir vorliegende Platte „Knirsch“ wurde in Villingen im März 1972 aufgenommen. Eine Stammband hatte er nicht, es wurden jeweils andere Musiker zu den Aufnahmen geholt (ich konnte keine Musiker finden die auf mehr als einem Album tätig waren). Bei seinem Debut war es noch zum Beispiel Siggi Schwab. Bei „Knirsch“ Larry Coryell und Jon Hiseman. Was mich damals zum Kauf angeregt hat war nicht nur Jon Hiseman, es war auch das Cover. Ein Gebiss zermalmt einen Fuß mit Drähten, es knirscht förmlich! Gleich eine Warnung: das Album ist nicht für reine Rocker geeignet!
Larry Coryell spielte anfangs noch bei Chico Hamilton, Herbie Mann und Gary Burton. Nach einer kurzen Zeit des Zusammenspiels mit John McLaughlin und Miroslav Vitouš kam er zu „Wolfgang Dauners Et Cetera“. Larry Coryell war einer der ersten Musiker und Gitarrist des „Jazz Rock“.
Jon Hiseman hatte einen anderen Hintergrund. Bei ihm war auch der Jazz nicht weit weg, seine Bands stand aber auch für Blues und Rock. Seine Mitarbeit bei Wolfgang Dauner’s Et Cetera lag zwischen dem Ende von Colosseum und dem Anfang von Tempest.
Bis auf den ersten Titel, „The Really Great Escape“ von Larry Coryell, wurde alles von Wolfgang Dauner komponiert und arrangiert. Der Song ist der rockigste und kürzeste des Albums. Es wird gesungen, wer allerdings singt, geht aus der Besetzungsliste nicht hervor. Meine Vermutung ist, Larry Coryell.
Mit „Sun“ wird es wieder Jazz. Ein anfangs sehr ruhiger und verträumter Titel mit einem dezenten Schlagzeug und bestimmt durch die Keyboards von Wolfgang Dauner. Gegen Ende steigert sich der Song und Larry Coryell wechselt sich mit Dauner ab. Das Zusammenspiel der Zwei ist schon sehr gut!
Bei „Yan“ kommt Richard Ketterer mit „sounds + voice“ zu Zug. Sehr elektronisch und voller Klangexperimenten, ich würde es in die Schublade „Free Jazz“ einordnen. Mit mehr als 12 Minuten ist es auch der längste Titel des Albums. Ganz hohe Kunst die auch ich nicht verstehe!
Bei „The Tuning Spread“ dürfen sich die Drummer Hiseman und Braceful austoben, es kommen hier an einigen Stellen leichte Erinnerungen von „Compared To What“ von Brian Auger hoch.
Den Abschluss bildet „Yin“. Der Titel verbreitet eine fernöstliche Atmosphäre mit einem Hauch Indien. Vermutlich ist es die Gitarre von Larry Coryell die stark verzerrt wird und den Ton angibt. Für mich der schönste Song des Albums.
Die Band:
Wolfgang Dauner: keyboards
Larry Coryell: guit.
Günter Lenz: bass
Jon Hiseman: drums
Fred Braceful: drums, perc.
Richard Ketterer: „sounds + voice“ und nur bei „Yan“
Die Songs:
The Really Great Escape
Sun
Yan
Tuning Spread
Yin