The Undertones

Eine der frischesten und haltbarsten Punkproduktionen erschien 1979.
Das Debutalbum der Undertones schlug bei mir damals ein wie eine Bombe (bei John Peel übrigens auch) und ich erwähne diese Scheibe immer gerne in einem Atemzug mit mit den frühen Platten der Ramones. Aehnlich wie die New Yorker beschränkte sich die aus Derry/Nordirland stammende Jungspundtruppe auf ein paar wenige Akkorde, aber in diese paar simplen Riffs wurde die ganze zur Verfügung stehende Energie gesteckt. Die simplen Texte waren trotz dem schwierigen zeitlichen Hintergrund aber nicht politisch/sozialkritisch gefärbt (Parallelen zu Rory Gallagher und Thin Lizzy), sondern eher humorvoll und nie ganz frei von pubertären Teenager-Problemen mit Querverbindungen zu Quartierschönheiten, Bier und Fritten. Und dann dieser unglaubliche rockende Song „Male Model“: Boaeeh – „I wanna wanna be a male model… I wanna wanna be a male model… a MODEL… MODEL!“ – das ist Garagenpunk/Powerpop wie er schöner nicht sein kann. Sänger Feargal Sharkey wurde dann nach dem frühen Ende der Undertones tatsächlich zu sowas wie einem Model, er gehörte als Solist Mitte 80er zur Elite der ziemlich soft/synthetisch gestylten Popszene, konnte mit seiner unvergleichlichen Stimme trotz immer leicht schrägem Aussehen ein paar Hits landen.

  

Das ganze 70er Debutalbum strotzt vor Kraft, bietet da und dort Raum für schrille Farfisaorgeln und einfache, sich tief ins Gedächtnis eingrabende Melodien. Betrachtet man das Bandfoto auf dem Frontcover, kommt man nicht umhin laut loszulachen: Die Kidz sitzen einhellig mit ihren lächerlichen klobigen Schuhen, Rollkragenpulli und Einheitsjeans aus dem örtlichen Supermarkt auf einer Mauer. Wilde freche Kurhaarfrisur, ausser Feargal der auf Midsixties-Revoluzzer-Haarlänge setzt, ungepiercte hübsche Dorfjugend als Möchtegern-Skinheads und irgendwie doch nicht. Das breiteste zur Verfügung stehende Grinsen aufgesetzt und im Hintergrund die typische Häuserfassade eines Arbeiterviertels. Hört man sich dazu Tracks wie „Jump Boys“, „Here Comes The Summer“ oder „She’s A Run Around“ an, dann ergibt das zusammen eine perfekte Einheit, mit anderen Worten ein „Album für die Ewigkeit“.

Die Undertones wandelten sich nach der zweiten LP Hypnotised von 1980 recht schnell. Eine US-Tour brachte neue Einflüsse, ihre Musik wurde souliger, popiger, schlussendlich aber auch recht langweilig und gewöhnlich. 1984 war dann Feierabend und Feargal ging solo. Spätere Reunions ohne Feargal Sharkey erreichten bei weitem nicht mehr die ursprüngliche Elektrizität und Power.

Lumpensammler, sprich Sampler von den Undertones gibt es viele, einer der gelungensten Zusammenstellungen erschien noch zur Zeit des Bestehens der originalen Band: All Wrapped Up – eine Singles-Compilation (DoLP) von 1983 mit einem äusserst trashigen Damen-Cover die mit Teenage Kicks auch die erste Undertones-EP von ’78 beinhaltete. Die Platte stand bei mir als Blickfang oft zuvorderst im Plattenstapel. Alleine die in Speck, Frischfleisch, Würste und Frischhaltefolie gewickelte Lady ist einen Augenschein wert…

mellow

 

The Undertones:
Feargal Sharkey (Vocals)
Damian O’Neill (Guitar)
John O’Neill (Guitar)
Mickey Bradley (Bass)
Billy Doherty (Drums)

 

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