An dieser Platte hängen sehr viele Erinnerungen. Es war meine erste LP, meine erste Live, vielleicht das erste Unplugged Rockalbum in der Geschichte und die beste Scheibe der Beach Boys. Kennt jemand ein anderes? Das hoch gelobte „Pet Sounds“ ist dagegen auf Dauer nur langweilig, soundtechnisch total überfrachtet.
Aufgenommen wurde die Party 1965 und ein Jahr später war sie in meinem Besitz. Das Geld wurde mit Hoffegen und Kohlenschleppen hart erarbeitet. Die Bildchen waren sofort ausgeschnitten und die Typen bestaunt. Nette Mädel und geschniegelte Jungs, nicht solche kaputten Typen wie die Pretty Things oder die Stones. Diese kalifornischen Strandjungs lebten ein besseres Leben, Sonne jeden Tag. Die Scheibe brachte Partystimmung nach Gelsenkirchen.
Beim Zuhören glaubt man wirklich inmitten einer Party zu sein, Irrtum! Irgendwann erfuhr ich, das waren verschiedene Session. Live im Studio vor Freunden und Gästen aufgenommen. Brian Wilson schwärmt im Begleittext von einer Party mit Freunden und einer Menge Bier, die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Fakt war auch, die Plattenfirma brauchte ein neues Album von den Beach Boys.
Mir war es damals noch nicht so richtig bewusst, aber zu Rock ‚n’ Roll gehört nicht immer eine E-Gitarre und voll aufgedrehte Verstärker. Die Instrumente waren: Bongos, ein paar akustische Gitarren und ein E-Bass.
Hört euch „Barabara Ann“ oder „Alley Oop“ an, das ist Rock! Und erst das Ende, Wahnsinn!
Die Platte hatte auch ruhigere Stellen. Es kommen sogar Freunde der Beatles auf ihre Kosten.
Mit „Hully Gully“ von den Olympics geht es los, gefolgt von zwei Songs von der Beatles LP „A Hard Days Night“: „I Should Have Known Better“ und „Tell Me Why“. Die Party bekommt einen kräftigen Anschub mit „Papa-Oom-Mow-Mow“, einfach schön zum Mitsingen. Es ist auch der einzige eigene Song der Beach Boys, der bereits auf einer ihrer Platten erschienen war. Mit „I’get Around“ und „Little Deuce Coupe“ war das auch eine der wenigen Eigenkompositionen, der Rest waren Cover.
Johnny Rivers hatte 1964 einen Hit mit „Mountain Of Love“, also versuchten sich die Beach Boys daran. Es gab einen weiteren Song von John Lennon mit „You’ve Got To Hide Your Love Away“. Mit einem Hit der Everly Brothers, „Devoted To You“, wird es etwas ruhiger auf der Party.
1960 war „Alley Oop“ mit den Syna Sores, Dante & The Evergreens und den Hollywood Argyles in den Charts vertreten, Grund genug für Brian Wilson und Co. sich daran zu versuchen.
„There’s No Other“ ist ein Tribute an Phil Spector, der Erfinder der „Wall Of Sound“. Die Beach Boys lernten sehr viel von ihm. Noch einmal etwas Ausgelassenes, ein Medley ihrer beiden Hits mit !I Get Around! und „Little Deuce Coup“ bevor es folkig wird. Bob Dylan und „The Times They Are A-Changin’“ ist der vorletzte Song. Bei dem großen Finale mit „Barabara Ann“ steigt der Sänger Dean Torrence vom Konkurrenzunternehmen Jan & Dean ein. Dean revanchierte sich für die Hilfe von Brian Wilson, der die Zwei bei „Surf City“ mit seiner Stimme unterstützte. „Barbara Ann “ wurde aus der LP ausgekoppelt und wurde als Single zu einem der Größten Hits der Beach Boys. Die Auskopplung soll ohne Zustimmung der Beach Boys erfolgt sein.
Die Beach Boys Party macht mir immer noch Spaß, einziges Album der Beach Boys bei dem der Finger auf der Fernbedienung ruhig bleibt und nicht gezappt wird.
Die Band:
Gesang: Mike Love: voc.
Gitarre, Gesang: Brian Wilson: voc., guit.
Gitarre, Gesang: Al Jardine: voc., guit.
Gesang: Carl Wilson: voc:
Bongos, Gesang: Dennis Wilson
Percussion, Bongos: Hal Blaine
Gitarre: Glen Campbell
Die Songs:
Hully Gully
I Should Have Known Better
Tell Me Why
Papa-Oom-Mow-Mow
Mountain Of Love
You’ve Got To Hide Your Love Away
Devoted To You
Alley Oop
There’s No Other (Like My Baby)
Medley : I Get Around / Little Deuce Coup
The Times They Are A-Changin‘
Barbara Ann