Blodwyn Pig – Ahead Rings Out

Blodwyn Pig – Ahead Rings Out

This Was” von Jethro Tull erschien 1969 mehr oder weniger unter der Regie von Mick Abrahams. „This Was“ war ein Bluesalbum, was Ian Anderson nicht passte. Er wollte Jethro Tull progressiver und rockiger machen. Die musikalischen Differenzen zwischen Ian Anderson und Mick Abrahams führten zu einem Wechsel, Abrahams ging und Martin Barre kam. Die US-Tour 1969 fand bereits ohne Mick Abrahams statt.

Mick Abrahams gründete seine eigene Band Blodwyn Pig. Er holte sich Andy Pyle für den Bass und Ron Berg für das Schlagzeug. Einen Glücksgriff machte er mit Jack Lancaster und dessen Saxophonen. Abgekupfert von Rasaahn Roland Kirk oder Dick Heckstall-Smith, blies er gleichzeitig in zwei Saxophone und fabrizierte damit zwei unterschiedliche Melodien. Andy Pyle war, im Gegensatz zu Berg und Lancaster, kein unbeschriebenes Blatt im Rockzirkus, er spielte vor Blodwyn Pig bereits ein paar Jahre bei The Kinks.

Die Songs der europäischen Ausgabe unter Anlehnung an die Beschreibung der Songs von Mick Abrahams:

„It’s Only Love“ ist Jazzrock der harten Art. Diverse Saxophone kamen zum Einsatz, zweimal Tenor, einmal Sopran und einmal Bariton. Jack Lancaster spielte auf einer Spur mit einem Tenor- und einem Sopransaxophon gleichzeitig. Als Grund gibt Mick Abrahams an, man hatte nicht das Geld für Sessionmusiker und Jack Lancaster machte alles was man ihm sagte.

„Dear Jill“ ist ein klassische Blues in Richtung Country. Er hört sich sehr interessant durch das Zusammenspiel von Gitarre und Saxophon an. Mick Abrahams spielt hier eine 7-saitige Slidegitarre.

„Walk On The Water“ wurde von Mick Abrahmas in einer „very cynical“ Gemütsverfassung geschrieben und hört sich wie „hängengeblieben“ an. So schlimm ist es nicht, solider Rock mit leichten Temposprüngen.

„The Modern Alchemist” ein Instrumental, ist die einzige Komposition von Jack Lancaster auf dem Album. Er war jahrelang die Titelmelodie einer Musiksendung des WDR oder SWR, welche habe ich vergessen. „Modern Alchemist“ ist Jazzrock pur und er swingt! Er ist für mich der Höhepunkt von „Ahead Rings Out“, für Abrahams ein „Lied um deiner Frau mit einem Stück Holz auf den Kopf zu schlagen“. Das zeigt wieder einmal den typisch schrägen Humor von Abrahams.

„See My Way“ ist wieder Jazzrock in Reinform. Es soll streckenweise nach dem Bolero von Ravel klingen, aber keiner der Band hatte jemals etwas von Ravel gehört… seltsam.

„Summer Day“ ein Song der auf einem durchgehenden Riff basiert. Abrahams schreibt hierzu: Andy kam mit dem Riff zu einer Session, Abrahams schrieb den Text und das Arrangement. Das unorthodoxe Ende stammte von Ron Berg, ein Gruß an die Queen.

„The Change Song“ beginnt mit der Vorstellung des Songs in einem, mir zumindest, unverständlichem Slang. Den Linernotes nach schrieb Abrahams den Song im Gefängnis und in der Hoffnung nie wieder eingesperrt zu werden. Ein Folkblues mit akustischer Gitarre Mick Abrahams Solo

“Backwash” und “Ain’t You Coming Home, Babe?”, “Backwash“ ist ein etwas ruhig und kurzes Flötensolo, praktisch die Einleitung von „Ain’t You Coming Home, Babe?“. Wieder ganz starker Jazzrock mit sehr schönen Soli von Gitarre und Saxophone.

Die Empfehlung von Mick Abrahams zum höchsten Hörgenuss lautet:

Dip your head into a large bucket of red paint, dial 999, and run gaily into the street stark naked, shouting death to the evil trouser worm and his wicked accomplices. After wich you will be taken away to where we all live, which is not really surprising, is it?

2006 erschien das „re-mastered“, re-issued, re-constitued“ (Zitat von Mick Abrahams) Album auf CD. Mick Abrahams schrieb den Begleittext für 25 Pfund und in der Hoffnung Fans würden die CD mehrfach kaufen oder ihm Geld, nur bar in einem Briefumschlag, schicken. Die Hoffnung etwas über die Songs zu erfahren, erfüllte sich nicht! Hier kam der Humor von Abrahams so richtig raus. Bereits das Cover mit dem Schweinekopf zeigt diesen Humor, der grenzwertig mit Hang zum Perversen ist.
Die Songs werden nur am Rande erwähnt, viel wichtiger ist ihm über ein Treffen mit John Bonham und Stan Webb. Die drei trafen sich in den Büroräumen von Chrysalis auf dem Weg zu Doug Darcey. Anstatt zu Darcey zu gehen, gingen sie in den nächsten Pub und betranken sich. Total besoffen ging es zurück zu Chrysalis. Wie es weiterging muss jeder selbst lesen.
Was man aber erfährt, das Album wurde mit einer modernen 8-Spur Tonbandmaschine in den Morgan Studios, Willesden aufgenommen. Die CD von 2006 wurde mit Bonussen bestückt und zwar mit den Songs aller Singles von Blodwyn Pig, mit jeweils A- und B-Seite. Wer „Ahead Rings Out“ mag und nur im Besitz des Originales ist, der sollte hier zuschlagen. Die Trackliste unterscheidet sich von der mir bekannten Schallplatte, es gibt jeweils unterschiedliche Ausgaben für den europäischen und den amerikanischen Markt.

Die Songs der CD von 2006:

It’s Only Love
Dear Jill
Sing Me A Song That I Know
The Modern Alchemist
Up And Coming
Leave It With Me
The Change Song
See My Way
Ain’t Ya Coming Home, Babe?

Bonus Tracks

Sweet Caroline
Walk On The Water
Summer Day
Same Old Story
Slow Down
Meanie Mornay
Backwash

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Ein Kommentar

  1. Ich liebe diese Besetzung (g/sax/b/dr), die im Rock der sehr sehr selten ist. Zwei meiner Lieblingsbands (Universal Congress Of und die 71/72er Ausgabe von King Crimson) haben ebenfalls diese – und tatsächlich klingt das ganze manchmal recht ähnlich. Macht wirklich Spass – Danke für diesen Tipp, den ich sonst wohl nie gehört hätte. Gruß – Ronald;-)

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