Einige kennen diesen Nachruf wahrscheinlich und von denen werden auch viele meinen das sei alles nur Geldschinderei. Jim lag noch nicht ganz unter der Erde, das muss schließlich ausgenutzt werden um noch ein paar Dollar zu machen. Die Fans sind geschockt und werden schon zugreifen. Die Industrie dachte garantiert genau so. Money… Money… Money.
Damals war ich auch noch so ein Fan und kaufte das Album ungehört in der Hoffnung etwas Neues zu entdecken. Es gibt kaum etwas Neues auf An American Prayer und trotzdem mag ich es.
Es ist davon auszugehen, das Werk wurde durch die verbliebenen Mitglieder zusammengesetzt und nicht durch irgendwelche Nullen die im Auftrag handelten.
American Prayer sehe ich als Hommage und als Werkschau an und von Jim Morrison. Seine Gedichte stehen im Vordergrund. Die Musik der Doors unterstützt sie noch mehr als auf den regulären Alben. Da läuft einmal Riders On The Storm im Hintergrund und Jim Morrison redet. Die Musik ist wichtig, aber sie ist nicht die Hauptsache. Ich finde die Doors haben hier einen würdigen Grabstein für Jim Morrison geschaffen und genau aus diesem Grund wurde die CD nachgekauft und mit Begeisterung angehört. Beinahe 30 Jahre später musste das sein. Wahrscheinlich wird sie erst in weiteren 30 Jahren zum dritten Mal gehört, auf was für einem Tonträger auch immer.
Für Freunde und Fans der Doors ist das Album ein Muss, für den Rest der Welt nur Sondermüll.
Schöne Platte. Danke für den Tipp und die Anmerkungen. Habe sie gestern und heute gehört – und ich bin froh dass ich sie erst jetzt und nicht etwas 1980 gehört habe. Damals hätte ich Platte wahrscheinlich 1x gehört und für ewige Zeiten ins Regal gestellt und den Tag verflucht an dem ich dieses Machwerk gekauft habe. Sondermüll, wie remo4 oben schreibt. Aber man entwickelt sich ja weiter…
Solche poetische Crossovers wurden später ziemlich populär (ich besitze ähnliche Werken mit Allen Ginsberg, Steven-Jesse Bernstein, William S. Burroughs, Mick Farren, etc.) – für die Zeit allerdings erstaunlich – und wie Roland geschrieben hat – auch heute noch frisch anzuhören.
Lustig fand ich ja den Dialog über Astrologie mit einer (offensichtlich) an Sterndeutung glaubender Konzertbesucherin in ROADHOUSE BLUES. Morrisons letzter Satz passt irgendwie gut zu den augenblicklichen Corona-Partys!
Gruß – Ronald;-)
…ich hatte die Platte in meiner Jugend oft in der Hand, aber gekauft habe ich sie (zum Glück?!) nicht, obwohl ich mit dem Gedanken gespielt hatte. Darum meine Frage an remo4; habe ich das richtig verstanden; Jim Morrison (bzw. Tonbandaufnahmen von ihm) rezitieren aus seinen poetischen Werk und die ‚Rest‘-Doors legen so eine Art Muzak-Teppich darunter? Bevor ich es noch mal wage diese Platten anzurühren würde ich das gerne geklärt wissen. Gruß & Dank – Ronald;-)
Das hast du richtig verstanden, diese Morrison-Fragmente wurden nachträglich mit Sound ausgestattet. Die Diskussion ging schon bei Erscheinen der Platte (1978) los, also ob das Leichenfledderei sei oder nicht. Mein Kumpel, ein riesiger Doors-Fan, musste die Scheibe natürlich auch haben, die Überspielung auf Kassette lief dann bis zum Abwinken in seinem Corolla. Für mich war das kein Problem, ich mochte die Platte und betrachtete sie als Ergänzung zum bestehenden Œuvre der Doors.
Die Musik der Doors hat ganz schlecht gealtert und wenn ich heute irgendwas von denen im Radio höre (meine LPs lege ich schon lange nicht mehr auf – wohl seit 20/30 Jahren), dann wird mir klar wie antik deren Musik ist. Damals passten die Doors in die Zeit, heute ists Fahrstuhlmusik.
Aber, „An American Prayer“ hat sich tatsächlich über die Distanz gerettet und kommt bei mir noch ca. jedes Jahrzehnt einmal auf den Plattenteller. Ich will das Album nicht überbewerten (… keep your eyes on the road and your hands upon the wheel – einfach ein Hammersong), aber für mich tönt das Ding immer noch frisch und ziemlich unverbraucht. Und ich rede von der ganzen LP.
Cheers
Roland